
Ein Spiel im Hampden Park von Glasgow übt auch auf weit gereiste Fußball-Weltmeister einen besonderen Reiz aus. Nicht nur für Bundestrainer Joachim Löw, auch für die meisten seiner 22 Akteure im Kader ist das EM-Qualifikationsspiel eine Schottland-Premiere. «Wir alle freuen uns», berichtete Löw voller Vorfreude auf die einzigartige Atmosphäre in dem 50 000 Zuschauer fassenden Stadion. Drei Tage nach dem umjubelten 3:1-Heimerfolg gegen Polen soll ein weiterer Sieg gelingen, mit dem die deutsche Mannschaft im Idealfall vorzeitig das EM-Ticket lösen könnte.
ATMOSPHÄRE: Der Bundestrainer und seine Spieler stellen sich auf einen stimmungsvollen Fußball-Abend ein. Löw schwärmte am Sonntag bei der Pressekonferenz im Teamhotel von der «einmaligen
Atmosphäre» im Hampden Park, vom Stolz der Schotten, von ihrer Leidenschaft für ihre Mannschaft und dem «Herzblut» der Spieler. Er sprach vom «Spiel des Jahres» für die schottische Mannschaft,
die nach der ernüchternden 0:1-Niederlage in Georgien um ihre letzte EM-Chance kämpft. «Die Fans werden wie ein Mann hinter ihrer Mannschaft stehen. Die Schotten werden alles raushauen»,
prophezeite Löw.
AUSGANGSLAGE: Deutschland führt die Gruppe D mit 16 Punkten vor Polen (14), Irland (12) und Schottland (11) an. Bei einem Sieg und einem gleichzeitigen Überraschungserfolg von Georgien in Irland wäre der Weltmeister bereits vor den letzten zwei Spieltagen im Oktober für die EM-Endrunde 2016 in Frankreich qualifiziert. «Wir gehen nicht irgendwie mit 90 Prozent ins Spiel», versicherte Manuel Neuer. Der Torwart erwartet die «angeschlagenen» Schotten kämpferisch: «Wir müssen dagegenhalten.»
PERSONAL: Löw plant mit der Elf, die angeführt vom zweifachen Torschützen Mario Götze gegen Polen überzeugen konnte. «Veranlassung für Veränderungen sehe ich normalerweise keine», sagte er in Glasgow. Ganz ausschließen wollte der Bundestrainer Umstellungen aber auch nicht. Der Dortmunder Ilkay Gündogan konnte sich mit einer starken Leistung als Einwechselspieler gegen Polen besonders empfehlen. «Er hat uns große Stabilität gegeben», lobte Löw den Mittelfeldspieler. Eine weitere Bewährungschance könnte auf der Position des rechten Verteidigers Emre Can erhalten, der gegen Polen debütiert hatte. «Ich sehe Potenzial bei ihm», äußerte Löw über den 21-Jährigen.
STATISTIK: Das Hinspiel hatte die deutsche Mannschaft auf den Tag genau vor einem Jahr mit 2:1 gewonnen. Thomas Müller erzielte in Dortmund beide Tore für das DFB-Team. Der erste und einzige Sieg in Schottland liegt schon eine kleine Ewigkeit zurück. Am 24. März 1993 traf Karl-Heinz Riedle zum 1:0-Erfolg, gespielt wurde damals aber im Ibrox-Stadium der Glasgow Rangers. (DPA)