London (dpa) - London hat genug für drei Wochen zu bieten, mindestens. Aber viele Besucher kommen nur für drei Tage. Die britische Hauptstadt zählt zu den attraktivsten Städtereisezielen Europas mit ständig wachsenden Besucherzahlen. 2014 lag der neue Rekord bei 17,4 Millionen Gästen aus dem Ausland. Zu sehen gibt es mehr als genug:
Tag eins: Londons touristischer Hotspot und idealer Ausgangspunkt für Erkundungen der City ist eine Brücke. Auf der Westminster Bridge treffen sie sich alle.
Vorne auf der gut 250 Meter langen Brücke zeigt die Führerin einer chinesischen Reisegruppe mit einem schwarzen Regenschirm, wo es langgeht. Ein indisches Brautpaar posiert ein paar Meter weiter
für den Fotografen - das Parlamentsgebäude soll unbedingt mit aufs Bild. Ein Schotte spielt auf seinem Dudelsack «Muss i denn, muss i denn zum Städele hinaus».
Das Riesenrad London Eye ist eine Touristenattraktion neueren Datums. Die Fahrt ist eher meditativ, kein erhöhter Adrenalinausstoß. Die Kabinen bewegen sich so langsam, dass man es kaum merkt - eine Runde dauert 40 Minuten. Die Kuppel von St. Paul's Cathedral ist ganz gut zu erkennen. Unerwartet ist man plötzlich auf einer Höhe mit dem Ziffernblatt von Big Ben. Und das ist auch der Augenblick, in dem die Smartphones gezückt werden. Ein Klick - fertig ist das Selfie in luftiger Höhe mit dem berühmten Uhrenturm im Hintergrund.
Tag zwei: Er gehört den Klassikern - Die «Horse Guards» sind einer davon. Die Wachsoldaten am Durchgang zum Buckingham Palace sitzen bekanntlich zu Pferd. Von der Wachablösung um 11.00 Uhr - sonntags eine Stunde früher - abgesehen, ist dort allerdings nicht viel los. Die Herren in Uniform mit den weißen Handschuhen, blankem Brustharnisch und ebenso glänzenden Helm sind nicht zum Plaudern aufgelegt. Selfies mit Pferd und Wachsoldat sind mindestens so beliebt wie die mit Big Ben.
Wer es eilig hat, huscht von den Horse Guards gleich weiter zum Buckingham Palace. Aber das macht nicht nur müde, das stumpft auch ab. Viel besser: eine Pause einlegen, so wie viele Londoner das auch machen. Die Rasenflächen im St. James's Park sind zum Relaxen da - und so lange es nicht schüttet, ist jeden Tag Hochbetrieb.
Danach ist man tiefenentspannt genug für einen Abstecher in die Great Russell Street zu dem Museum Großbritanniens schlechthin. Daher der Name: The British Museum. Die erste dicke Menschentraube steht um eine Vitrine im Erdgeschoss. Was wollen die da alle? In der Vitrine ist der Rosetta Stone ausgestellt, der Archäologen bei der Entzifferung der Hieroglyphen half.
Heute ist der Stein von Rosetta nur eines von Tausenden Ausstellungsstücken mit Weltrang im British Museum - und der Eintritt ist auch noch frei. Alles angucken wollen, wäre Wahnsinn, vielmehr noch: unmöglich. Schon die Sonderausstellungen sind interessant genug. Und zum gesamten Museumsbestand gehören buchstäblich Millionen von Einzelstücken.
Tag drei: Heute steht ein Kontrastprogramm an. Oxford Circus ist die ideale Haltestelle zum Aussteigen für Shopping-Junkies. Dort kreuzen sich Regent und Oxford Street, die beiden wichtigsten Einkaufsstraßen Londons. Es heißt, nirgendwo in Europa werde beim Shoppen so viel Geld ausgegeben wie in der Oxford Street. Kann gut sein. Und nirgendwo ist so viel Verkehr.
Die Oxford Street hat eine enorme Auswahl an Kaufhäusern, Ketten und Modemarken zu bieten: von Klamottenläden wie Topshop über die größte Filiale von Marks & Spencers bis hin zum Kaufhausklassiker Selfridges, ebenfalls die größte Filiale überhaupt und auch noch mit der größten Herrenschuhabteilung der Welt.
Wer anschließend den Kopf freibekommen muss, fährt am besten ein Stück raus ins Grüne. Nach Kew Gardens zum Beispiel, dem Königlichen Botanischen Garten, einem der schönsten der Welt. Und very british: Besucherinnen kommen gerne in Kleidern mit Blumenmuster, gut abgestimmt auf den jeweiligen Hut. Die Gärtner fahren auf kleinen schwarzen Fahrrädern, weil die Anlage so riesig ist: Auf mehr als 120 Hektar kümmern sie sich um rund 40 000 Pflanzenarten. Es gibt Beete mit üppigen Rosen und Gewächshäuser mit Pflanzen aus aller Welt. Das Palmenhaus von 1848 beherbergt solche aus den Tropen, darunter noch üppigere Mango- und Feigenbäume.
Zu den Merkwürdigkeiten der königlichen Gartenanlage gehört, dass gefühlt alle drei Minuten Flugzeuge verblüffend niedrig über Beeten und Bäumen am Himmel vorüberziehen. Etwas unangnehm ist das gleich in doppelter Hinsicht: Einmal, weil Fluglärm einfach nicht zu Kew Gardens passen will und zweitens, weil er die Touristen schmerzlich daran erinnert, dass der Rückflug schon bald ansteht. (DPA)