Einigung: Draxler für 35 Millionen Euro nach Wolfsburg

Julian Draxler wechselt vom Schalke 04 nach Wolfsburg. Foto: Guido Kirchner
Julian Draxler wechselt vom Schalke 04 nach Wolfsburg. Foto: Guido Kirchner

Wolfsburg (dpa) - Mit der Last-Minute-Verpflichtung von Weltmeister Julian Draxler hat der VfL Wolfsburg den Transfer-Irrsinn in der Fußball-Bundesliga weiter voran-getrieben. Am letzten Tag der Wechselfrist einigten sich Vizemeister und der FC Schalke 04 nach dpa-Informationen auf den teuersten Einkauf der Wolfsburger Vereinsgeschichte. Für 35 Millionen Euro laut «Bild» kommt das 21 Jahre alte Schalke-Juwel für fünf Jahre zum Vizemeister. 

Damit pumpt der Club fast die Hälfte des Geldes aus dem Rekordtransfer von Kevin De Bruyne wieder zurück in den Markt. In Wolfsburg toppt der Einkauf sogar noch die 32-Millionen-Euro-Verpflichtung von André Schürrle im Januar. In Gelsenkirchen hinterlässt Draxlers Abgang hingegen enttäuschte Gesichter.


Das Talent, der vor zwei Jahren für eine spektakuläre Vertragsverlängerung bis 2018 bei den Königsblauen gesorgt hatte, soll in Wolfsburg den Belgier De Bruyne ersetzen. Dessen Bundesliga-Rekordwechsel für rund 75 Millionen Euro zu Manchester City steht selbst erst seit Sonntag offiziell fest und hatte am letzten Tag der Transferperiode noch einmal für geschäftiges Treiben in Wolfsburg und der gesamten Liga gesorgt. Auch Bayern Münchens Dante absolvierte am Montag bereits den Medizincheck in Wolfsburg.


Durch den Deal gehört Draxler nun selbst auch zu den teuersten Transfers in der bisherigen Bundesliga-Geschichte. Aufgrund dessen Tempo und der Qualitäten im Eins-gegen-Eins sieht VfL-Trainer Dieter Hecking in dem riesigen Talent offenbar den perfekten De-Bruyne-Ersatz. Schalke-Manager Horst Heldt hatte sich zuletzt vehement gegen eine Wechsel des Mittelfeldspielers gewehrt. Ein Angebot von Juventus Turin hatte Heldt als viel zu gering abgewiesen. Durch den De-Bruyne-Transfer hatte der VfL indes keine Probleme, die Schalker Forderungen zu erfüllen.


Auf Schalke sind die Gefühle offenbar zwiegespalten. Unvergessen im Ruhrgebiet ist noch Draxlers Vertragsverlängerung im Mai 2013, als LKW-Anhänger mit dem Konterfei des Spielers und der Aufschrift: «Julian Draxler: Mit Stolz und Leidenschaft bis 2018» durch Gelsenkirchen gefahren waren. Es folgten allerdings zwei Jahre der Stagnation. Nach Verletzungen und Trainerwechseln erhofft sich das Schalker Eigengewächs in Wolfsburg unter Hecking nun den nötigen Impuls für seine Karriere. «Dieses enorme Potenzial muss er dauerhaft ausschöpfen, das erhoffe und erwarte ich mir schon», sagte Bundestrainer Joachim Löw dem «Kicker» (Montag) über Draxler.


Der spektakulärste Deal am letzten Tag der Wechselfrist stellte in Wolfsburg locker die Verpflichtung von Innenverteidiger Dante in den Schatten. «Er verkörpert das, was wir in der jetzigen Situation benötigen. Hinten müssen wir sicher stehen», sagte VfL-Manager Klaus Allofs dem «Kicker» zum Wechsel des Brasilianers für rund 4,5 Millionen Euro.


Nach den Abgängen von De Bruyne und Ivan Perisic für weitere rund 20 Millionen Euro zu Inter Mailand war Allofs auf den letzten Drücker noch zu viel Arbeit gezwungen worden. So machte er auch den Wechsel des erst 17 Jahre alten Belgiers Ismail Azzaoui von den Tottenham Hotspur perfekt. Zudem wurde noch über den Abgang von Aaron Hunt zum Hamburger SV spekuliert.


«Sicher wäre es jedem Verein lieber, früher Klarheit über die endgültige Zusammensetzung des Kaders zu haben, keine Frage», bekannte Martin Winterkorn, Chef des VfL-Mutterkonzerns Volkswagen, in verschiedenen Medien angesichts der durch den De-Bruyne-Verkauf ausgelösten Hektik.


Den Wirbel hätte sich der Pokalsieger gerne erspart und De Bruyne gehalten. «Uns wäre es lieber gewesen, wenn er geblieben wäre», bekannte Winterkorn. Die Wolfsburger müssen nun ohne den besten Liga-Scorer der vergangenen Saison den Beweis antreten, Bayern München Paroli bieten zu können, und die Herausforderung Champions League annehmen. Allofs sieht dennoch keine Gefahr für die hohen Ambitionen. «Nein», lautete seine knappe und entschiedene Antwort auf diese Frage in der «Wolfsburger Allgemeinen Zeitung» (Montag). (DPA)