
Die Klöster in Deutschland leiden an mangelndem Nachwuchs. Immer mehr Häuser müssen schließen. «Die Entwicklung geht seit Mitte der 60er Jahre zurück, und der Trend geht weiter», sagte Arnulf Salmen, Sprecher der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) in Deutschland. Das gelte sowohl für Ordensgemeinschaften für Männer wie für Frauenklöster. Bundesweit lebten laut DOK vergangenes Jahr noch 4370 Männer in Ordensgemeinschaften - 2010 waren es noch 4490.
Insgesamt 17 513 Frauen lebten in Ordensgemeinschaften, 2010 waren es 21021. In den 50er und 60er Jahren seien viele Menschen in Ordensgemeinschaften eingetreten. «Das sind die Jahrgänge, die im
Moment wegsterben», sagte Salmen.
Gleichzeitig sinke die Zahl der Novizen. 2014 zählten die Männerorden in Deutschland noch 64 Novizen. Bei den Frauenorden waren es 70 Novizinnen - und damit rund halb so viele wie im Jahr 2000. «Das macht natürlich Sorge. Es geht auch um alt werdende Ordensleute - dass die einen würdigen Lebensabend verbringen können.»
Das Klostersterben betrifft auch den Südwesten. Die Zahl der Ordensschwestern der Diözese Rottenburg-Stuttgart sank von 1257 im Jahr 2010 auf 1088 im Jahr 2013. In deutschen Frauenorden sind nach Angaben der Diözese Rottenburg-Stuttgart nur 16 Prozent jünger als 65 Jahre (Stand 2012). In den Männerorden sei das Altersverhältnis aber beinahe ausgeglichen (rund 45 Prozent bis 65 Jahre).
Die Klöster schließen. Nach fast 1000 Jahren ging 2010 die Geschichte des Benediktinerklosters in Weingarten (Kreis Ravensburg) zu Ende. Die Abtei, die für die Heiligblut-Reliquie und den so genannten Blutritt europaweit bekannt ist, hat die gesamte Region Oberschwaben über Jahrhunderte geprägt. Das St. Ursula-Kloster in Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis) wurde Ende Juli aufgelöst, damit endeten 700 Jahre Klostergeschichte.
Und Ende des Jahres wollen die katholischen Ordensbrüder in Schemmerhofen im Kreis Biberach ihre Missionsarbeit aufgeben. «Bei uns legt man ein Gelübde ab», sagt der Schemmerhofener Priester Alfred Tönnis. «Der Mensch wird immer unfähiger, eine lebenslange Beziehung einzugehen.»
Die Gelübde - ehelose Keuschheit, Armut und Gehorsam - seien sperrig und stünden der Vorstellung eines modernen gesellschaftlichen Lebens entgegen, sagte Salmen. Und trotzdem: «Es gibt auch lebendige Gemeinschaften, die Zulauf haben». Der Trend gehe aber weg von großen Klöstern hin zu kleineren Zellen. Als Beispiel nennt er Gemeinschaften, die in Stadtwohnungen leben und in Problemvierteln als Seelsorger arbeiten.
«Ordensleben wird es weiterhin geben», ist Salmen überzeugt. Das sei auch wichtig, da die Brüder und Schwestern der Gesellschaft mit ihrem alternativen Lebenskonzept einen Spiegel vorhalten. «Ordensleute sind Menschen, die gegen den Strom schwimmen. Das waren sie aber immer schon», sagt er. «Und es sind Menschen, die auch für Gesellschaft beten, die versuchen, unter diesem Vorzeichen ein kritisches Korrektiv zu sein.» (DPA/LSW)