
Die Tafeln in Baden-Württemberg sind bei Flüchtlingen beliebt, das stellt sie vor neue Herausforderungen, um dem großen Ansturm gerecht zu werden. «Natürlich kommt es zu Spannungen, wenn es zunächst 100 Kunden waren und mit den Flüchtlingen 150 neue dazukommen», sagt der Vorsitzende des Landesverbands der Tafeln in Baden-Württemberg, Rolf Göttner. Schließlich habe die Tafel nicht mehr Lebensmittel zur Verfügung. Das heißt, die alten Kunden müssen mit den neuen teilen.
Auch könnten die Flüchtlinge zwischen vielen Menschen leicht «untergehen» und weniger Lebensmittel abbekommen als andere, weil sie nicht mit den Regeln einer Tafel vertraut sind. Das heißt,
anders als im Supermarkt könne nicht einfach drauf los eingekauft werden. Deshalb würden dazu Erklärungen in verschiedenen Sprachen - auch auf Arabisch - ausliegen.
Trotzdem müssten noch weitere Ansätze gesucht werden. «Ich finde die Überlegung deshalb gar nicht schlecht, für Flüchtlinge andere Öffnungszeiten anzubieten», sagte er. Göttner bezieht sich damit auf eine Tafel in Müllheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald), die für Flüchtlinge und die einheimische Bevölkerung unterschiedliche Öffnungszeiten ausgewiesen hatte - «aus rein praktischen Gründen».
Auslöser waren den Angaben zufolge immer wieder Beschwerden über Flüchtlinge, die sich vorgedrängelt hätten. «Außerdem brauchen wir viel mehr Zeit für die Flüchtlinge, um ihnen die Abläufe oder Etiketten auf Dosen zu erklären», sagte Ladenleiterin Heike Knigge. Deshalb seien in Absprache mit der Stadt und dem Helferkreis der Flüchtlinge die unterschiedlichen Öffnungszeiten eingeführt worden. «Dazu wollten wir den großen Ansturm auf den Laden entzerren», sagte sie. Rassistisch sei die Tafel nicht. «Wenn neue Flüchtlinge ankommen, bereiten wir immer eine Obstkiste als Willkommensgeschenk vor», sagte Knigge. Auch würden die Flüchtlinge nicht weniger Lebensmittel bekommen. «Wir füllen alles im Halbstundentakt nach», sagte Knigge.
Der Tafel war wegen der unterschiedlichen Öffnungszeiten vom Friedensrat Markgräflerland «unterschwelliger Rassismus» vorgeworden worden. «Natürlich können wir die Problematik verstehen, aber um die Situation zu entzerren, könnte man die Leute auch nach dem Alphabet aufteilen», sagte ein Sprecher des Friedensrats, Ulrich Rodewald. Mit der Regelung könnten Vorurteile geschürt werden. «Aber wenn sich jemand vordrängelt, ist er einfach unhöflich und benimmt sich schlecht. Das ist kein Merkmal von Flüchtlingen.» (DPA/LSW)