
Wegen der Engpässe bei der Flüchtlings-unterbringung haben Behörden jetzt auch ein Notquartier in einer Karlsruher Messehalle eingerichtet. Rund 230 Asylbewerber fanden bisher dort kurzfristig Unterschlupf, wie ein Sprecher des Regierungspräsidiums Karlsruhe am Samstag sagte. Die Halle, die sonst als Veranstaltungsarena genutzt wird, wurde mit Matratzen, Bierzelt-Garnituren und Absperr-gittern ausgestattet.
Das Land verhandelt zudem mit der Stadt Herrenberg und prüft, ob dort das Schulungsgebäude des IT-Unternehmens IBM genutzt werden kann. Das berichtete ein Sprecher des Integrationsministeriums am
Samstag. Auch das Kloster in Weingarten bei Ravensburg sollte zum Flüchtlingsquartier umfunktioniert werden.
In der Karlsruher Messehalle gibt es für eine Woche insgesamt 500 Plätze für Flüchtlinge auf einer Fläche von 7500 Quadratmetern. Immer häufiger seien angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen «Hauruck-Verfahren» notwendig, um Asylbewerber unterzubringen, sagte der Sprecher des Regierungspräsidiums (RP). Die Messegesellschaft hatte die Matratzen und Tische organisiert. «Uns sind die durch diese kurzfristige Maßnahme entstehenden Schwierigkeiten bewusst, leider bestehen aber in der jetzigen angespannten Situation keine Alternativen», hatte die Karlsruher Regierungspräsidentin Nicolette Kressl am Freitag mitgeteilt.
Wie es nach der einwöchigen Unterbringung in der Messe mit den Flüchtlingen weitergeht, war noch unklar. «Im Moment habe ich keine greifbare Option. Aber ich bin zuversichtlich», sagte der Sprecher vom RP Karlsruhe. Die Landesregierung hatte auf der Suche nach neuen Gebäuden in ganz Baden-Württemberg angefragt, ob Messehallen zur Verfügung stehen.
Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) zeigte sich zudem offen für den Vorstoß, auch Privatleute könnten zu Hause Flüchtlinge beherbergen. Es werde zunächst aber geprüft, ob dies etwa mit Blick auf Versicherungsfragen möglich sei, sagte der Sprecher des Ministeriums. Öney besuchte am Samstag die Flüchtlingseinrichtung auf dem ehemaligen Armeegelände Benjamin-Franklin-Village in Mannheim. «Wir sind offen für alles, was Entlastung und Entspannung bringt», sagte ihr Sprecher.
Der Grünen-Politiker Dieter Janecek hatte eine staatliche Prämie für Privatleute angeregt, die bei sich zu Hause Flüchtlinge beherbergen. (DPA)