Mitsubishi L200: Zwischen Lifestyle und Laderampe

Der neue L200 von Mitsubishi gehört nicht unbedingt ins Gelände. Der Pick-Up fühlt sich auch in der Stadt wohl. Foto: Mitsubishi
Der neue L200 von Mitsubishi gehört nicht unbedingt ins Gelände. Der Pick-Up fühlt sich auch in der Stadt wohl. Foto: Mitsubishi

Pick-Ups stehen immer öfter zwischen Laderampe und Lifestyle. Diesen Spagat will auch Mitsubishi perfektionieren, wenn die Japaner Ende September zu Preisen um 27 000 Euro die fünfte Generation des L200 an den Start bringen.


Cowboy-Feeling aus Asien

Die Welle der Geländewagen und SUV spült auch ein paar eher rustikale Allradler auf unsere Straßen. Denn im Windschatten der normalen Abenteurer rollen immer mehr handfeste Arbeiter durchs Land: die Pick-Ups. 

Hart im Nehmen, praktisch und auch im Gelände kaum zu toppen, sind sie für Feld, Wald und Wiese erste Wahl. Eigentlich gelten sie als vermeintlich amerikanische Autogattung. Dass sie selbst dann ein bisschen Cowboy-Feeling in die Großstadt bringen, wenn sie aus Asien stammen, beweist der neue Mitsubishi L200.


Dass der L200 zwischen zwei Welten wandert, erkennt man bereits am gründlich überarbeiteten Design des bis zu 5,21 Meter langen Pritschenwagens. Denn auf der einen Seite schmückt sich der Mitsubishi nun mit noch mehr Chrom im Grill, ist ein bisschen windschnittiger geworden und funkelt mit riesigen Leuchten. Auf der anderen Seite ist er wieder kerniger und bulliger, weil die Fans nach einem kantigen Charaktertypen verlangt haben.


Kunststoff-Gebirge mit Aussicht

Mehr noch als an der Karosserie erkennt man den Fortschritt in der Kabine, die es wahlweise als Club Cab mit gegenläufig angeschlagenen Zusatztüren für einen schmalen Rücksitz oder als Double Cab mit vier vollwertigen Türen und einer ausgewachsenen Bank im Fond gibt. Dort bietet der L200 künftig nicht nur ein paar Millimeter mehr Freiraum für Knie, Kopf und Schultern. Sondern man reist in einer vergleichsweise vornehmen Stube und sitzt auf Sesseln, auf denen nicht nach ein paar Kilometern die Knochen schmerzen.


Der Blick schweift drinnen über eine hübsch veredelte Kunststofflandschaft und draußen über die anderen Verkehrsteilnehmer hinweg. Die Finger fallen wie von selbst auf die wenigen Bedienelemente, die zwischen den paar Zierkonsolen heraus ragen. Dass es ein paar mehr sind als früher, ist ebenfalls dem neuen Anspruch geschuldet und führt zu einer längeren Ausstattungsliste. Immerhin gibt es nun eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, sieben Airbags und elektronische Helfer für einen Spurverlassenswarner.


Frische Unterwäsche aus Leichtbau-Stahl

Während die Japaner den Aufbau gründlich modernisiert haben, reklamieren sie für die Unterwäsche einen riesigen Schritt nach vorn. Denn auch wenn es beim Leiterrahmen, Starrachsen und Blattfedern bleibt, kommt der L200 jetzt mit hochfesten aber leichteren Stählen in der Neuzeit an. So wird das Auto trotz erweiterter Ausstattung bis zu 50 Kilo leichter, ist aber stabiler und steifer und mit einem neuen Diesel auch bis zu 1,1 Liter sparsamer.


Der 2,4 Liter große Vierzylinder, den es wahlweise mit 113 kW/154 PS oder 133 kW/181 PS gibt, ist genauso rustikal und robust wie das ganze Auto. Er knurrt ein bisschen lauter und vibriert ein bisschen mehr, hat dafür aber schier endlosen Durchzug. Mit bis zu 430 Newtonmeter kann man eigentlich in jedem Gang anfahren und jede Last wegschleppen. Dabei braucht man natürlich ein bisschen Geduld. Aber wenn er erst einmal rollt, dann rollt er und mit etwas Anlauf schafft der L200 sogar fast 180 km/h.


Durch dick und dünn

Während man sich mit dem Pick-Up auf der Autobahn und in der Altstadt bisweilen etwas fremd fühlt, ist der Mitsubishi abseits des Asphalts ganz in seinem Element. Mit reichlich Bodenfreiheit, einem unverwüstlichen Fahrwerk und vor allem mit serienmäßigem Allradantrieb samt Untersetzung wühlt er sich durch dick und dünn. Im Zweifel kommt der L200 auch nicht weiter als ein SUV. Aber weil er den Allradler ohne Allüren gibt und sich für Schmutz nicht zu schade ist, kämpft man sich einfach mutiger durch den Schlamm.


Natürlich ist der L200 nicht so komfortabel wie ein normales SUV und fährt nicht so gelassen oder sportlich. Und die möglichen Vorteile im Gelände werden die wenigsten Privatkunden je ausnutzen können. Doch spätestens beim Einkaufen schlägt die große Stunde des robusten Riesen. Vielleicht nicht freitagnachmittags in der Innenstadt, aber samstagmorgens vor dem Bau- oder Möbelmarkt. Denn für das, was der L200 mit einer Fuhre davon schleppt, müssen normale SUV ein Dutzend Mal fahren. Und statt danach jeden Krümel Dreck aus dem Kofferraum zu glauben, spritzt man die Pritsche einfach mit dem Dampfstrahler aus.


Fazit: Charaktertyp mit breiten Schultern

Es gibt dynamischere Autos und welche mit mehr Charakter. Doch nicht nur für Praktiker ist ein Pick-Up erste Wahl. Denn in Zeiten, in denen normale Geländewagen von einer Mode zum Massenphänomen werden, ist der L200 ein erfrischend aufrichtiger und treuherziger Charaktertyp, der einem keine falschen Versprechungen macht.


Datenblatt: Mitsubishi L200

Motor und Antrieb: Vierzylinder-Commonrail-Diesel
Hubraum: 2442 ccm
Max. Leistung: 133 kW/181 PS bei 3500 U/min
Max. Drehmoment: 430 Nm bei 2500 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
Maße und Gewichte  
Länge: 5,20 m
Breite: 1,81 m
Höhe: 1,78 m
Radstand: 3,00 m
Leergewicht: 1875 kg
Zuladung: 1030 kg
Kofferraumvolumen: k.A.
Fahrdaten  
Höchstgeschwindigkeit: 179 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: k.A.
Durchschnittsverbrauch: 6,5 Liter/100 km
Reichweite: 1150 km
CO2-Emission: 173 g/km
Kraftstoff: Diesel
Schadstoffklasse: k.A.
Energieeffizienzklasse: k.A.
Kosten  
Basispreis des L200: ca. 27 000 Euro
Grundpreis des L 200 High-Power Double Cab: ca. 32 000 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: k.A.
Wichtige Serienausstattung  
Sicherheit: Sieben Airbags, Spurverlassenswarnung, Anhänger-Assistent
Komfort: Klimaautomatik, schlüsselloses Startsystem
Spritspartechnik:

Start-Stopp-System


Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke


(DPA-INFOCOM)