
In Griechenland bleiben Banken geschlossen, Abhebungen an Geldautomaten sind auf ein Minimum reduziert - neue, überlebenswichtige Kredite sind nicht in Sicht. Das lässt die Börsen nicht kalt. Angesichts der zugespitzten Lage in Griechenland ist der deutsche Aktienmarkt zum Börsenauftakt deutlich abgerutscht. Der Leitindex Dax verlor kurz nach Handelsbeginn um 4,12 Prozent auf 11010,38 Punkte ab. Der Index der mittelgroßen Werte, der MDax, büßte 3,78 Prozent auf 19 580,23 Punkte ein. Beim Technologiewerte-Index TecDax verzögerte sich die Kursfeststellung zunächst. Bis zuletzt hatten die meisten Anleger noch auf eine Einigung gewettet. Völlig überraschend hatte der
hatte der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras am Wochenende aber ein Referendum über geforderte Reformen für den kommenden Sonntag (5.7.) angekündigt und gleichzeitig deren Ablehnung empfohlen. Daraufhin brachen die Euro-Finanzminister am Samstag ihre Verhandlungen mit Athen ab. Das laufende Hilfsprogramm endet damit am Dienstag, ohne dass Griechenland noch ausstehende Milliardenkredite erhält.
Damit wird es für das hoch verschuldete Land praktisch unmöglich, eine Rückzahlung über 1,54 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu leisten. Denkbar sind damit auch der Staatsbankrott und das Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone («Grexit»), das die Regierung aber verhindern will. Die Europäische Zentralbank (EZB) beschloss, die Notkredite auf dem aktuellen Stand von rund 90 Milliarden Euro einzufrieren. Griechenlands Banken sind seit Monaten darauf angewiesen. Tsipras kündigte daraufhin die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen an.
Um sein Finanzsystem zu schützen, bleiben alle Banken des Landes zunächst geschlossen. Auch der Handel an der Börse in Athen wird ausgesetzt. Zuvor hatten schon die Börsen in Ostasien deutlich nachgegeben. In Japan verlor der Nikkei-Index zum Handelsschluss 2,88 Prozent auf 20 109,95 Zähler, auch in Singapur, Sydney und Hongkong notierten die Kurse im Minus. Beim Euro-Wechselkurs hielt sich das Minus im Vergleich zu Freitag mit einem Abschlag von rund eineinhalb Cent im am Morgen noch in Grenzen, der Euro kostete knapp unter 1,10 Dollar.
Der Entschluss der EZB, die Notkredite für Griechenland einzufrieren, setzt die Kreditinstitute stark unter Druck, da der bewilligte Kreditrahmen dem Vernehmen nach bereits ausgeschöpft war. Noch fataler wäre jedoch eine Entscheidung gewesen, die Notfall-Liquiditätshilfen (Ela) ganz zu kappen. Denn streng genommen dürfen diese Kredite nur an Banken vergeben werden, die einen vorübergehenden finanziellen Engpass haben - was im Fall Griechenland umstritten ist. (dpa)
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