FRANKFURT (dpa-AFX) - Rote Zahlen, schlechte Aussichten, gestrichene Dividenden und Wechsel im Vorstand - nein, CropEnergies hatte in den vergangenen Monaten für seine eigenen Aktionäre und die der Konzernmutter Südzucker nur wenig gute Nachrichten parat. Doch nun hat sich plötzlich offenbar der Wind gedreht. Wegen steigender Preise hat der Biosprithersteller am Mittwochmorgen überraschend seinen Ausblick erhöht. Das kommt bei den gebeutelten Anlegern gut an. Und wie: Papiere von CropEnergies schnellten um 13,31 Prozent auf 4,00 Euro in die Höhe. Für Südzucker ging es um 3,97 Prozent auf 15,855 Euro nach oben - und damit an die MDax-Spitze . Experten reagierten zwar erleichtert, bleiben aber skeptisch.
CropEnergies selbst rechnet nach einem schwachen Geschäftsjahr nun für 2015/16 (März bis Februar) mit einem operativen Gewinn zwischen 10 und 40 Millionen Euro. Bislang hatte das Unternehmen die
Spanne 30 Millionen Euro tiefer angesetzt. Beim Umsatz erwartet CropEnergies außerdem nicht mehr einen so starken Rückgang wie bisher.
STARK SCHWANKENDE BIOETHANOLPREISE
In den letzten Monaten hatten die CropEnergies-Aktionäre nur wenig zu lachen: Nachdem die Anteilsscheine im November 2013 noch ein Hoch bei 7,18 Euro erreicht hatten, waren sie bis zum Februar 2015 auf 2,50 Euro abgerutscht.
Was den Anlegern zu schaffen machte, waren die stark schwankenden Bioethanolpreise, die auf den Gewinn drückten und Prognosen über den zukünftigen Geschäftsverlauf erschwerten. Im Mai noch musste das Unternehmen deshalb die Dividende streichen, weil sich für das abgelaufene Geschäftsjahr 2014/15 kein Bilanzgewinn ergeben habe. Im April musste dann Vorstand Marten Keil seinen Hut nehmen.
LICHTBLICK FÜR SÜDZUCKER
Derzeit allerdings profitiert CropEnergies von niedrigeren Rohstoffpreisen sowie gesunkenen Kosten durch einen Produktionsstopp in Großbritannien, der sich Unternehmensangaben zufolge nicht so stark auswirken wird wie erwartet. Das Urteil von Experten fällt dementsprechend optimistisch aus: "Die Prognoseanhebung von CropEnergies ist die erste positive Nachricht für die Südzucker-Aktien seit langem und ein Lichtblick", so Analyst Marc Gabriel vom Düsseldorfer Bankhaus Lampe. Außerdem stiegen die Preise weiter.
Die Aktie hat indes zwar seit ihrem Zwischentief im Oktober 2014 bei 9,892 Euro wieder etwas Boden gut gemacht und sich erholt. Auf bisheriger Jahressicht zählen sie sogar mit einem Plus von mehr als 30 Prozent gar zu den besten Werten im Index der mittelgroßen Werte. Von ihrem im März 2013 erreichten Hoch von 34,34 Euro sind die Papiere aber immer noch meilenweit entfernt.
EU-ZUCKERMARKTORDNUNG LÄUFT ERST 2017 AUS
Was den Südzucker-Aktionären seit Monaten sauer aufstößt, ist die erst 2017 auslaufende EU-Zuckermarktordnung. Sie hält den Konzern laut Finanzvorstand Thomas Kölbl in einem Korsett aus limitierten Produktionsquoten, Exporten und festgesetzten Mindestpreisen für Zuckerrüben gefangen.
Südzucker habe unter anderem mit einem Kostensenkungsprogramm auf die herausfordernden Marktbedingungen reagiert, sagte Anleihen-Analystin Bettina Deuscher von der Landesbank Baden-Württemberg. Sie beobachtet die Unternehmensanleihen von Südzucker. Zudem sollten die Aktivitäten der Geschäftsfelder Spezialitäten, CropEnergies und Frucht helfen, die Ergebnis- und Cashflow-Einbußen im Zuckergeschäft abzufedern.
ANALYSTEN BLEIBEN SKEPTISCH
Trotz der sich bereits seit längerem abzeichnenden Erholung der Ethanolpreise wird die Südzucker-Aktie von Analysten immer noch überwiegend skeptisch beurteilt, auch wenn es zarte Hoffnungen auf steigende Zuckerpreise in der EU gibt. Aktuell empfehlen 40 Prozent der Experten einen Verkauf und nur 20 Prozent einen Kauf des Papiers. Die restlichen Analysten raten den Anlegern, erst einmal an der Seitenlinie zu verharren. (DPA-AFX)