Weniger ADHS-Diagnosen bei Kindern

Kinder mit ADHS werden oft «Zappelphilipp» genannt. Foto: J Stratenschulte/Archiv
Kinder mit ADHS werden oft «Zappelphilipp» genannt. Foto: J Stratenschulte/Archiv

Bei immer weniger Kindern im Südwesten wird laut AOK Baden-Württemberg das Aufmerksamkeitsdefizits- und Hyperaktivitäts-syndrom (ADHS) diagnostiziert. Im Jahr 2013 wurden bei fast 15 800 AOK-versicherten Kindern die für ADHS typischen Symptome festgestellt - dauerhafte Konzentrationsschwäche, Impulsivität und Bewegungsdrang. Das waren 2,2 Prozent weniger als im Jahr 2011, teilte die größte gesetzliche Krankenkasse im Südwesten in Stuttgart mit. Einerseits sei die Störung seltener worden, andererseits seien die Ärzte sensibler bei der Diagnostik.


Bei knapp 5 Prozent aller versicherten Jungen wurde ADHS diagnostiziert und bei knapp 2 Prozent der Mädchen. Die Medikation mit dem umstrittenen Methylphenidat, darunter Ritalin, ging zurück. Laut AOK bekamen 2013 fast zehn Prozent weniger Kindern diese Wirkstoffe als noch zwei Jahre davor.


Zur Abgrenzung zwischen einem Kind mit ADHS und einem lediglich wilden Kind soll laut AOK ein Kinder- und Jugendpsychiater oder -therapeut einbezogen werden. Auch bei der Therapie sei ein multidisziplinärer Ansatz sinnvoll. Hilfen etwa zum Stressabbau müssten nicht nur den kleinen Patienten gewährt werden; auch die gesamte Familie brauche Unterstützung.


Die AOK hat gemeinsam mit der Bosch BKK, der Ärztevereinigung MEDI Baden-Würtemberg sowie den Facharzt- und Psychotherapeutenverbänden einen Facharztvertrag für Psychotherapie, Neurologie und Psychiatrie geschlossen. Dieser umfasst auch die interdisziplinäre Diagnostik und die gemeinsame Versorgung von Kindern mit ADHS. (DPA/LSW)