
Als Letzter geworfen, als Erster die Sektflasche geköpft: Hampus Wanne hat die SG Flensburg-Handewitt von ihrem Final-Fluch erlöst. Der 21-Jährige verwandelte im Siebenmeterwerfen den den entscheidenden Wurf und bescherte dem Nord-Club den vierten DHB-Pokalsieg. Die Flensburger Handballer gewannen die Nerven-schlacht im Cup-Finale in Hamburg mit 5:4 im Siebenmeterwerfen zum Endstand von 32:31. Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung hatte es 27:27 (24:24, 11:11) gestanden.
Vor 13 300 Zuschauern in der erneut ausverkauften Arena warf Anders Eggert acht Tore für Flensburg. Magdeburgs Pechvogel Robert Weber, der seinen Siebenmeter vergab, traf ebenso sechsmal wie Jure
Natek.
Nach vier verlorenen Finals in Serie schäumte vor allem Welthandball-Trainer Ljubomir Vranjes vor Glück. «Wir stehen hier als Gewinner nach vier Scheiß-Jahren. Das ist wirklich eine riesige Erleichterung. Wenn wir verloren hätten, hätte ich vielleicht aufgehört», sagte der Schwede und fügte an: «Wir haben eine Scheiß-Saison gehabt, mit unglaublich vielen Verletzten. Das ist ein bisschen ein Pflaster da drauf.» Auch Hampus Wanne strahlte und freute sich mit seinen Teamkollegen auf ein paar Bierchen: «Es gibt kein besseres Gefühl. Es ist das beste Gefühl der Welt.»
Geknickt schlichen die Magdeburger vom Feld. «Bitterer kann man nicht verlieren. Das ist das Schlimmste für einen Sportler. Wir waren ganz dicht davor, hier mit dem SC Magdeburg Geschichte zu schreiben. Das haben wir nicht geschafft. Jetzt tut's einfach nur weh», sagte Spielmacher Michael Haaß.
Dank eines Treffers in der letzten Sekunde durch Jim Gottfridsson waren die Flensburger mit einem 24:23 (10:10)-Sieg gegen die Rhein-Neckar Löwen ins Endspiel eingezogen. Die Magdeburger hatten im Halbfinale am Samstag Pokalverteidiger Füchse Berlin durch einen 27:26 (12:15)-Erfolg ausgeschaltet.
Das Aufeinandertreffen der glücklichen Halbfinal-Gewinner war mehr von hoher Spannung als Klasse geprägt. Zwar enteilte die SG Flensburg-Handewitt auf 5:1 (10.). Doch Magdeburg kämpfte sich zurück und glich beim 7:7 (21.) aus und holte auch einen 9:11-Rückstand (25.) bis zum 11:11 zur Pause wieder auf.
Pech hatten die Magdeburger, die in der 34. Minute Yves Grafenhorst wegen einer Verletzung verloren. Der Linksaußen kugelte sich die Schulter aus und fällt wohl für einige Wochen aus. Dennoch kamen sie beim 14:12 (38.) zur ersten Zwei-Tore-Führung. Danach folgte ein ständiges Hin und Her, bei dem sich kein Team einen entscheidenden Vorteil verschaffen konnte.
Im Halbfinale hatten die Rhein-Neckar Löwen ein weiteres trauriges Kapitel zu ihrer Vereinsgeschichte hinzugefügt. Zum achten Mal war der Bundesliga-Zweite beim Final Four - zum achten Mal reiste er mit leeren Händen aus Hamburg ab. «Es tut so weh im Moment, hier wieder im Halbfinale ausgeschieden zu sein, wieder ohne Erfolg hier abreisen zu müssen. Das tut einfach unheimlich weh», gestand Uwe Gensheimer.
Fast hätte es für die Mannheimer gereicht, sich gegen den Pokal-Fluch zu stemmen. Doch Gottfridssons Treffer zerstörte alle Hoffnungen auf den ersten nationalen Titel. «Wir sind unheimlich enttäuscht, der Pokalsieg war unser großer Traum», sagte Trainer Nikolaj Jacobsen.
Die Berliner nahmen ihre Halbfinal-die Niederlage weniger tragisch. Denn schon am kommenden Wochenende spielen die Füchse in eigner Halle beim nächsten Final Four um den EHF-Pokal. «Die Situation ist bitter, und die Jungs sind enttäuscht, aber wir werden versuchen, das abzuhaken. Für uns steht das nächste Final Four bevor. Da versuchen wir, den Titel zu holen», meinte Sigurdsson. (DPA)