Flüchtlingskinder in Kitas sind Herausforderung für Erzieher

Tagung zum Thema Flüchtlingskinder. Foto: Daniel Karmann/Archiv
Tagung zum Thema Flüchtlingskinder. Foto: Daniel Karmann/Archiv

Viele von ihnen haben Schreckliches erlebt und sind traumatisiert, manche sprechen nicht mehr: Der Umgang mit Flüchtlingskindern verunsichert viele Erzieher. Das Land will das Selbstvertrauen der Pädagogen stärken, denn sie bringen viele der benötigten Kompetenzen schon mit, sagte Staatssekretärin Marion von Wartenberg (SPD) am Dienstag anlässlich einer Tagung zum Thema Flüchtlingskinder in Mannheim. «Die Fachkräfte müssen spüren, dass sie eine enorme Wirksamkeit haben. 

Was sie in einer Einrichtung möglich machen, ist weit mehr als das, was sie nicht möglich machen können.»


Die Zahl der Flüchtlinge lag in Baden-Württemberg im Februar bei rund 40 000, davon sind von Wartenberg zufolge 20 Prozent Kinder und Jugendliche und 3200 unter sechs Jahre alt. Die Landesregierung stellt 2015 und 2016 je 1,2 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung, um Kleinkinder aus Flüchtlingsfamilien zu fördern und zu begleiten. Für Sprachförderung und Eltern-Kind-Programme auf diesem Gebiet gibt es in diesem Jahr 800 000 Euro und im kommenden Jahr 1,6 Millionen Euro zusätzlich. «Die Kitas können somit kleine Sprachfördergruppen mit maximal vier Kindern bilden», erklärte von Wartenberg.


Geplant seien auch Supervisionsgruppen für Erzieher, die erste noch in diesem Quartal im Regierungsbezirk Stuttgart. Dort soll eine Psychologin Handlungsempfehlungen geben - zum Beispiel zu einer Situation wie dieser: Ein Kind malt ein Bild, zu sehen ist ein Boot mit ertrinkenden Menschen. Sollen Erzieher es darin bestärken oder lieber ermuntern, ein anderes Motiv zu malen?


Herausfordernd sei auch der Umgang mit den Eltern der Flüchtlingskinder. Einige trauten sich kaum, ihr Kind in der Einrichtung zu lassen, da sie andere Kinder auf der Flucht verloren hätten, sagte von Wartenberg. «Manche Eltern sind so traumatisiert, die geben ihr Kind morgens ab und vergessen, es abends wieder abzuholen?»


Erzieher müssten sich bewusstwerden, dass Flüchtlingskinder zunächst einmal Bedürfnisse hätten wie alle anderen Kinder auch, sagte der Erziehungswissenschaftler Stefan Faas von der Uni Tübingen. «Es geht nicht um eine neue Pädagogik. Was dazu kommt, sind besondere Fälle.» Die Pädagogen müssten vor allem wissen, wo sie sich Hilfe holen könnten. (DPA)