DGB sieht auf dem Südwest-Arbeitsmarkt noch viele Baustellen

Demonstrant mit einer roten Nelke und einem DGB Sticker. Foto: Peter Steffen/Archiv
Demonstrant mit einer roten Nelke und einem DGB Sticker. Foto: Peter Steffen/Archiv

Unsichere Beschäftigung, offene Fragen beim Bildungsurlaub und der Industrie 4.0: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht auf dem Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg noch viele Probleme. Etwa 24 000 Menschen gingen deshalb laut DGB bei 42 Kundgebungen am Freitag im Südwesten auf die Straße.


BILDUNGSZEITGESETZ: DGB-Landeschef Nikolaus Landgraf dringt darauf, offene Fragen zum Bildungsurlaub schnell zu klären. «Wir fordern die Arbeitgeber auf: 

Nutzen Sie die Chance der Bildungszeit für Beschäftigte und Betriebe», sagte er am Freitag zum Tag der Arbeit in Villingen-Schwenningen. Das sogenannte Bildungszeitgesetz war im März im Landtag verabschiedet worden. Arbeitnehmer sollen in Baden-Württemberg von Juli an fünf freie Tage bekommen, in denen sie sich politisch, ehrenamtlich oder beruflich weiterbilden können. Der DGB werde sich weiter dafür einsetzen, dass die Ausnahmeregelung für Kleinbetriebe gekippt werde, sagte Landgraf. Die Südwest-Arbeitgeber hatten vor allem die freien Tage für ehrenamtliche Weiterbildung kritisiert und argumentiert, das gehöre in die Freizeit.


INDUSTRIE 4.0: Der DGB fordert eine «ehrliche Bestandsaufnahme», welche Berufe durch die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft überflüssig werden. «Die Interessen der Beschäftigten in der Industrie und in Dienstleistungsbranchen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden», betonte Landgraf. «Zudem gilt es zu verhindern, dass neue, tariffreie Branchen entstehen.» Auch die Folgen für die Mitarbeiter müssten diskutiert werden - etwa mit Blick auf nötige Weiterbildungen. Das Thema Industrie 4.0, das unter anderem die Umstellung auf internetfähige und vernetzte Maschinen beinhaltet, gewinnt für die Betriebe in Baden-Württemberg zunehmend an Bedeutung.


ARBEITSMARKT: Der Deutsche Gewerkschaftsbund warnt vor zu vielen unsicheren Beschäftigungsverhältnissen im Land. Demnach ist mit 43 Prozent fast jede zweite Stelle in Baden-Württemberg atypisch, sprich: Die Menschen arbeiten in Teilzeit, bei Leiharbeitsfirmen oder haben nur einen Minijob. «In Baden-Württemberg verzeichnen wir eine bedenkliche Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse». Fast jede zweite Stelle sei entweder ein Minijob, eine Teilzeittätigkeit bei einer Leiharbeitsfirma oder nur befristet. Das sei alarmierend.


Die Grüne Jugend in Baden-Württemberg forderte indes, Flüchtlingen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. «Bislang waren Asylbewerber zu langen Wartezeiten gezwungen, jetzt können sie nach drei Monaten arbeiten», sagte Landessprecher Marcel Emmerich. «Die Landesregierung stellt zusätzliche Mittel zur leichteren Arbeitsmarktintegration zur Verfügung, diese müssen nun so schnell wie möglich eingesetzt werden.» (DPA/LSW)