Der Karlsruher Energiekonzern EnBW sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, den Datenschutz seiner Kunden nicht ernst genug zu nehmen. Ein Firmensprecher wies am Mittwoch in Karlsruhe die Beschuldigung zurück, Kunden auszuspähen. Das Unternehmen habe aber den Landesdaten-schutzbeauftragten eingeschaltet, um die Hotline-Technik mit der Aufzeichnung von Gesprächen überprüfen zu lassen. Zu einem Bericht der «Stuttgarter Zeitung» sagte der EnBW-Sprecher, Gespräche seien auch dann in einem temporären Arbeitsspeicher erfasst worden, wenn der Kunde der Aufzeichnung widersprochen habe. Dies habe technische Gründe. Die Gespräche seien anschließend gelöscht worden. Inzwischen sei dieses Hotline-Verfahren gestoppt worden. Der Landesdatenschutzbeauftragte sei gebeten worden, die Zulässigkeit der temporären Speicherung zu überprüfen. «Bis zur Klärung zeichnen wir gar nichts mehr auf», erklärte EnBW.
Der Kleinaktionär und Umweltschützer Harry Block sagte der Deutschen Presse-Agentur, bei der Kunden-Hotline werde eine US-Datenbanksoftware eingesetzt, die «direkt mit dem US-Geheimdienst NSA
verkoppelt» sei. Dabei sei gegen Datenschutzrichtlinien verstoßen worden. Block sagte, ein EnBW-Mitarbeiter habe als Whistleblower über interne Missstände berichtet. «Die ganze IT-Abteilung von
EnBW befindet sich demnach in einem katastrophalen Zustand», sagte Block. EnBW wies diese Vorwürfe zurück.
Block, langjähriger Anti-Atom-Aktivist bei der Umweltschutzorganisation BUND, hat zur Hauptversammlung der Aktiengesellschaft am Mittwoch einen Gegenantrag zur Vorlage des Vorstands vorgelegt. Er warf EnBW auch vor, mit der Online-Erfassung des Stromverbrauchs von Privatkunden unter dem Stichwort «Smart Metering» (intelligente Messung) den «Einstieg in die Überwachung der Haushalte» einzuleiten. (DPA/LSW)