Drei Tage Staatstrauer - nun mehr als 4400 Tote

Eine Familie informiert sich über die aktuelle Lage im Erdbebengebiet. Foto: Abir Abdullah
Eine Familie informiert sich über die aktuelle Lage im Erdbebengebiet. Foto: Abir Abdullah

Auf der Suche nach Wasser und Nahrung haben Zehntausende Menschen das von einem Erdbeben schwer getroffene Kathmandu-Tal in Nepal verlassen. Die nepalesische Zeitung «Himalayan Times» gab ihre Zahl heute mit mehr als 72 000 an. In der Hauptstadt des Himalaya-Landes gebe es derzeit keinen Strom und kaum Trinkwasser, sagte Philips Ewert, Einsatzleiter der Hilfsorganisation World Vision vor Ort. Bei dem Himalaya-Erdbeben starben mindestens 4400 Menschen. Alle großen Geschäfte und Banken in Kathmandu seien geschlossen, sagte Ewert. 

«Außerdem wollen viele Menschen in ihre Heimatdörfer fahren und schauen, wie es ihren Familien geht.» Auf Fotos waren Lastwagen und Busse voller Menschen zu sehen. Lokale Medien sprachen mit vielen Bewohnern, die sich bitter über die mangelnde Vorbereitung und Koordination der Behörden beklagten. Auch würden die Hilfsgüter nicht gleichmäßig verteilt.


Das Erdbeben der Stärke 7,8 hatte am Samstag große Teile Nepals sowie die angrenzenden Länder Indien und das chinesische Tibet erschüttert. Auf chinesischer Seite stieg die Zahl der Toten auf 25; in Indien starben 72 Menschen. Im Bebengebiet leben nach UN-Angaben etwa 6,6 Millionen Menschen. Wie viele davon wirklich stark betroffen sind, ist laut Ewert noch nicht abzusehen. Seine Organisation höre immer wieder, dass im Epizentrum die meisten Häuser zerstört seien. «Aber die Region ist noch völlig unzugänglich.»


Am frühen Morgen starteten mehrere Flugzeuge von Kathmandu und machten somit Parkpositionen für ankommende Flieger frei. Der einzige internationale Flughafen Nepals war am Vortag wegen des Andrangs überlastet. Mehrere Maschinen mit Hilfsgütern und Helfern mussten umkehren. Viele Touristen konnten auch nicht ausfliegen. Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen schicken auch Teams über beschwerlichen Landweg in die betroffenen Gebiete - von Indiens Hauptstadt Neu Delhi dauert es drei bis fünf Tage.


Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef machte darauf aufmerksam, dass vom Beben auch eine Million Kinder betroffen sind. Sie litten besonders unter Naturkatastrophen, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von Unicef Deutschland, der «Passauer Neuen Presse». «Etwa 40 Prozent aller Kinder in Nepal sind chronisch mangelernährt. Sie sind ohnehin geschwächt. Wenn sie nun einige Nächte bei Regen draußen in der Kälte verbringen müssen, können sie leicht gefährliche Atemwegserkrankungen bekommen», warnt Schneider. Auch Durchfallerkrankungen könnten zum Problem werden. (DPA)