
Im Streit um Nachbesserungen am gesetzlichen Mindestlohn hat Baden - Württembergs Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) den Zeitungsverlegern Unterstützung zugesagt. Er könne sich vorstellen, dass die pauschale Sozialabgabe des Arbeitgebers für Zeitungs-austräger gesenkt werde. «Wir sind für diesen Vorschlag aufgeschlossen», sagte Schmid am Freitag bei der Jahrestagung des Verbands Südwestdeutscher Zeitungsverleger (VSZV) in Pforzheim.
Die Verlage zahlen den Austrägern neben dem Mindestlohn von 8,50 Euro die Sozialabgabe und zumeist einen Nachtzuschlag, was sich laut VSZV auf 11,73 Euro in der Stunde summiert. Der
Kompromissvorschlag sieht vor, dass geringfügig beschäftige Austräger steuerrechtlich wie haushaltsnahe Dienstleister, also etwa Putzfrauen, eingestuft werden. Dadurch würde die Sozialabgabe um
mehr als die Hälfte sinken.
Verbandschef Valdo Lehari begrüßte das «positive Signal» Schmids, das hoffentlich in die Verhandlungen in Berlin einfließe. Der Verleger des «Reutlinger General-Anzeigers» wurde am Vormittag wie der gesamte Landesvorstand für weitere zwei Jahre an der Spitze bestätigt. Der seit 2001 amtierende Vorsitzende wurde einhellig wiedergewählt - nur er selbst enthielt sich.
Lehari kritisierte, dass die Branche oft schlechtgeredet werde, auch aus manchen Verlagshäusern. Es gebe keine Zeitungskrise, sondern schwierige Herausforderungen im digitalen Zeitalter. «Wir haben seit Gutenberg alle Herausforderungen gemeistert, das werden wir auch weiter tun.» Angesichts der Informationsflut im Internet und in den Sozialen Medien werde es immer wichtiger, dass Redakteure die wichtigen Informationen verifizieren, sortieren und einordnen. «Meiner Meinung nach müsste man die Zeitung wieder erfinden, wenn es sie noch nicht gäbe.»
Die neue Währung in der Zeitungsbranche sei nicht mehr die Auflage, die weiter leicht sinke, sondern die Reichweite der Blätter. Die Abozeitungen im Südwesten erreichten mit Print und Online 72,4 Prozent der über 14-Jährigen. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres 2014 wurden im Südwesten täglich im Durchschnitt 1,87 Millionen regionale und lokale Abo-Zeitungen - inklusive E-Paper - verkauft. Das ist im Vergleich zum vierten Quartal 2013 ein Rückgang von 1,57 Prozent. Bundesweit war das Minus fast doppelt so hoch. Bei den Anzeigen verbuchten die Südwest-Verleger im vergangenen Jahr einen Rückgang von 3,3 Prozent im Vergleich zu 2013 - im Bund liegt das Minus bei 5,1 Prozent. (DPA/LSW)