Angelique Kerber hat beim Tennis-Turnier in Stuttgart für eine Riesen-Überraschung gesorgt und mit einem Sieg gegen Titelverteidigerin Maria Scharapowa das Viertelfinale erreicht. Die Kielerin setzte sich am Donnerstagabend gegen die russische Weltranglisten-Zweite mit 2:6, 7:5, 6:1 durch und zeigte dabei eine ganz starke Vorstellung. Für Scharapowa war es die erste Niederlage im Schwabenland überhaupt. In den vergangenen drei Jahren hatte sie die Sandplatz-Veranstaltung stets gewonnen. Zudem wird sie im Ranking Platz zwei an die Rumänin Simona Halep verlieren.
«Ich bin einfach nur mega-mega-froh, dass ich in der nächsten Runde bin», sagte Kerber, nachdem sie nach hochklassigen 2:27 Stunden ihren zweiten Matchball verwandelt hatte. «Ich genieße es,
wieder mit Herz und Leidenschaft auf dem Platz zu stehen. Ich hatte Gänsehaut», meinte Kerber, die Anfang des Jahres eine schwere Zeit mit vielen Niederlagen hatte durchmachen müssen. Unter
anderem war bei den Australian Open gleich zum Auftakt Schluss.
«Sie hat wirklich gut gespielt und viele Bälle zurückgebracht», lobte Scharapowa ihre Gegnerin. «Natürlich bin ich enttäuscht, aber das Wichtigste ist, dass ich wieder gesund bin», meinte die Russin. Zuletzt hatte sie wegen einer Beinverletzung pausieren und auch für das Fed-Cup-Duell mit Deutschland absagen müssen.
Im Kampf um den Einzug ins Halbfinale von Stuttgart trifft Kerber an diesem Freitag (18.30 Uhr/Eurosport) auf Scharapowas Landsfrau Jekaterina Makarowa. Die deutsche Nummer zwei ist bei dem mit 731 000 Dollar dotierten Event die letzte verbliebene Lokalmatadorin im Feld. Carina Witthöft schied am Donnerstag mit 6:7 (4:7), 2:6 gegen die Französin Caroline Garcia aus.
Kerber startete gegen Scharapowa furios und nahm der Turnierfavoritin gleich zum Auftakt den Aufschlag ab. Allerdings musste sie danach sofort ebenfalls ihr Service abgeben. Trotzdem begegnete Kerber der Russin auf Augenhöhe, die ersten vier Spiele dauerten allein 26 Minuten. Doch dann steigerte sich Scharapowa, während sich in Kerbers Spiel einige Fehler einschlichen. Nach 42 Minuten ging der erste Satz an die fünfmalige Grand-Slam-Turnier-Siegerin.
Kerber wirkte in der Pause zwischen den beiden Sätzen etwas ratlos. Mit einem Handtuch über dem Kopf saß die Schleswig-Holsteinerin auf ihrem Stuhl. Doch sich ohne Gegenwehr zu ergeben, kam für die Nummer 14 der Welt nicht infrage. Kerber stemmte sich gegen die Niederlage und steigerte sich von Minute zu Minute. Mit einer krachenden Vorhand die Linie entlang holte sie sich den zweiten Abschnitt mit 7:5.
Scharapowa verschwand daraufhin für ein paar Minuten in der Kabine, doch Kerber war fortan nicht mehr zu stoppen. Auch als die Russin ihr Break mit einem Re-Break konterte, blieb die Norddeutsche ungerührt und spielte sich danach in einen Rausch.
Witthöft hatte zuvor gegen Garcia einen Satz lang gut mitgehalten. Nach dem verlorenen Tiebreak hatte die 20 Jahre alte Hamburgerin der aufstrebenden Französin aber im zweiten Durchgang nicht mehr viel entgegenzusetzen. Dennoch zog sie ein zufriedenes Fazit ihrer erstmaligen Hauptfeld-Teilnahme in Stuttgart. «Eigentlich habe ich nur positive Erfahrungen gemacht. Ich hatte zwei gute Matches.» (DPA)