FRANKFURT (dpa-AFX) - Das stark gewachsene Geschäft von SAP mit Mietsoftware über das Internet begeistert die Anleger - daran änderte auch ein rückläufiges Betriebsergebnis nichts. Nach der Bekanntgabe der jüngsten Geschäftszahlen am Dienstag waren die Aktien zwischenzeitlich auf ein 15-Jahreshoch bei 69,73 Euro geklettert. SAP behaupte beim Wandel zum Cloud-Unternehmen seine Marktanteile, merkte Analyst Thomas Becker von der Commerzbank positiv an. Der Konzern ist Marktführer für Programme zur Unternehmenssteuerung, die Buchhaltung, Logistikprozesse oder Personalmanagement abbilden. Die Papiere des Software-Herstellers verteuerten sich zum Handelsschluss an der Dax-Spitze um 2,27 Prozent auf 68,94 Euro. Damit half das Schwergewicht SAP auch dem deutschen Leitindex etwas auf die Sprünge. Dieser legte um 0,40 Prozent zu.
RÜCKENWIND DURCH SCHWACHEN EURO
Die Walldorfer waren auch dank des schwachen Euro mit kräftigem Rückenwind in das neue Jahr gestartet: Sie hatten den Umsatz sowie den um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) im ersten Quartal deutlich gesteigert. Händlern zufolge ist der Umsatz sowohl im Geschäftsfeld Cloud & Software als auch mit Lizenzen besser als erwartet ausgefallen und das hinterlasse ein sehr positives Gesamtbild.
Einzelne Händler zeigten sich allerdings enttäuscht von der Profitabilität. Höhere Ausgaben etwa für Zukäufe oder Marketing hatten den Gewinn unter dem Strich sinken lassen. Richard Nguyen von der französischen Großbank Societe Generale sprach vor diesem Hintergrund von einem "gemischten" Zahlenwerk. Nguyen blieb aber bei seiner Kaufempfehlung für die Aktie.
GESCHÄFT VERSCHIEBT SICH
Analyst Adam Wood von der US-Investmentbank Morgan Stanley ordnete das starke Lizenz- und Cloudgeschäft "deutlich über den Erwartungen" ein. Er sah das als berechtigten Antrieb für die Papiere. Über das überraschend geringe operative Ergebnis (Ebit) und auch den niedrigeren Gewinn je Aktie (EPS) sollten Anleger hinwegsehen, denn die Schwäche sei nicht durch das eigentliche Geschäft bedingt. Auch Wood empfiehlt weiterhin den Kauf der SAP-Aktie.
Die Software-Branche befindet sich im Wandel. Statt Lizenzen für Programme zu kaufen, mieten Kunden vermehrt Software und Speicherplatz in den Rechenzentren der Anbieter. Dadurch verschieben sich die Umsätze und die Software-Firmen müssen für Neuentwicklungen viel Geld in die Hand nehmen. (DPA-AFX)