FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Übernahmeangebot des US-Logistikkonzerns FedEx für den niederländischen Rivalen TNT Express versetzt die Branche in Aufregung. Das kräftige Kursplus beim Papier der Deutschen Post vom Dienstag könnte sich allerdings als Strohfeuer erweisen. Die Post-Aktie schloss als einer der besten Dax-Werte 2,59 Prozent höher bei 29,860 Euro, während der deutsche Leitindex um 1,30 Prozent zulegte. Börsianer sehen die Bonner nun aber unter Zugzwang. Der US-Logistikkonzern FedEx bietet 8 Euro je TNT-Aktie, die vor den Osterfeiertagen bei 6,00 Euro geschlossen hatte. Insgesamt wird TNT mit 4,4 Milliarden Euro bewertet. Das Papier sprang am Dienstag um 28,13 Prozent auf 7,693 Euro hoch, während die FedEx-Aktie in New York zum europäischen Handelsende knapp 3 Prozent gewann.
FEDEX WIRD STARKER RIVALE - BERNECKER: POST MUSS INVESTIEREN
Ein Händler kommentierte den Preis schlicht mit "wow". Mittelfristig sieht er in FedEx einen starken Rivalen für die Deutsche Post und damit entsprechend negative Auswirkungen auf das Geschäft des Dax-Konzerns. UBS-Analyst Thomas Wadewitz beurteilt die geplante Akquisition als erfreulich für FedEx. TNT Express ergänze das globale Netzwerk der Amerikaner dank des Europa-Geschäfts gut.
Börsenbrief-Autor Hans Bernecker zufolge muss der deutsche Logistikriese nun nach Möglichkeiten suchen, um seine Wettbewerbsposition zu verteidigen. Die Deutsche Post sei zwar durchaus in der Lage, ihre Weltmarktstellung deutlich auszubauen. Voraussetzung dafür sei aber, dass der Konzern dafür mindestens 5 bis 6 Milliarden Euro in die Hand nehme. Bernecker bemängelte, dass Vorstandschef Frank Appel diesbezüglich womöglich zu vorsichtig agiere, was ihn von seinem Vorgänger Klaus Zumwinkel unterscheide.
EQUINET: POST WIRD KURZFRISTIG PROFITIEREN
Der Investmentbank Equinet zufolge droht der Post langfristig eine Verschärfung des Wettbewerbs. Zunächst werde die Integration von TNT in den Fedex-Konzern aber zu Lasten der Qualität gehen, wovon die Deutschen wiederum profitieren könnten, so Analyst Jochen Rothenbacher.
Der andere große US-Paketdienst UPS war vor 2 Jahren mit seinem 5,2 Milliarden Euro schweren Übernahmeversuch bei TNT gescheitert. Grund waren Wettbewerbsbedenken der EU-Kommission. Post-Chef Frank Appel hatte sich damals betont gelassen gezeigt: Die Post wisse aus eigener Erfahrung, wie lange es dauern könne, ein zugekauftes Unternehmen zu integrieren. "Das muss dem Kundengeschäft nicht unbedingt gut bekommen." (DPA-AFX)