
Ein kommunalpolitisches Erdbeben hat am Sonntag einen Kriminalkommissar in den Chefsessel von Albstadt gehievt. Der 52-jährige Herausforderer Klaus Konzelmann von den Freien Wählern erhielt in der zweiten Runde der OB-Wahl 60,2 Prozent der Stimmen. Der langjährige Amtsinhaber Jürgen Gneveckow (CDU) hatte mit 38,3 Prozent das Nachsehen. Als dritter Kandidat musste sich der Einzelhändler Reiner Stegmüller (parteilos) mit 1,2 Prozent begnügen.
«Das hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet», sagte Konzelmann am Sonntagabend der Deutschen Presse-Agentur. «Ich dachte, das wird eine knappe Kiste.» Im ersten Wahlgang am 8. März
hatte es ein erstaunliches Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem langjährigen Rathauschef Gneveckow und Konzelmann gegeben. Dessen Name stand gar nicht auf dem Stimmzettel und musste von seinen
Anhängern hinzugefügt werden. Dennoch errang der gebürtige Albstädter schon damals 43,4 Prozent der Stimmen und lag damit nur knapp hinter Gneveckow mit einem Anteil von 44,7 Prozent.
Die Idee für die Kandidatur entstand, nachdem die gemeinsame Suche nach einem Kandidaten der Fraktionen von Freien Wählern und SPD im Gemeinderat erfolglos geblieben war. Die endgültige Entscheidung sei dann an einem Stammtisch am Rosenmontag gefallen, erklärte Konzelmann.
Die Wahlbeteiligung war mit 43,7 Prozent deutlich höher als in der ersten Runde (31,7). Wahlberechtigt waren 35 090 Bürgerinnen und Bürger.
Der künftige OB vermutete, dass die jüngste Diskussion über die Wasserversorgung der Gemeinde im Zollernalbkreis die Wahl zu seinen Gunsten beeinflusst haben könnte. Viele Bürger hätten die Anhebung der Grundpreise als ungerecht empfunden. Stattdessen habe er eine mehr am tatsächlichen Verbrauch ausgerichtete Preisstruktur versprochen.
Die Amtsübernahme ist für den 1. Juni angesetzt. «Ich freue mich sehr auf die Aufgabe», sagte Konzelmann am Wahlabend. «Ich bin auch im Polizeidienst schon immer gern auf Menschen zugegangen. Ich fürchte die Arbeit nicht, egal, was auf mich zukommt.» (DPA/LSW)