Totale Sonnenfinsternis in Europa

Am 20. März ist in Europa eine partielle Sonnenfinsternis zu beobachten. Foto: Marcel Kusch/Illustration
Am 20. März ist in Europa eine partielle Sonnenfinsternis zu beobachten. Foto: Marcel Kusch/Illustration

Ein fast wolkenloser Himmel soll am Vormittag in weiten Teilen Deutschlands einen Blick auf eine seltene Sonnenfinsternis ermöglichen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagte für viele Regionen einen klaren Himmel voraus. «Es gibt jedoch ein Nord-Süd-Gefälle», erklärte DWD-Meteorologe Andreas Würtz. Die Menschen in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen und Sachsen können sich seiner Einschätzung nach über einen klaren Blick auf das Himmelsspektakel freuen. 

Doch je weiter man im Norden wohne, desto schlechter würden die Chancen. «In Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und im Norden von Niedersachsen wird es durchgehend bedeckt bleiben», sagte Würtz. Auch in Teilen von Brandenburg und Sachsen-Anhalt könnten Wolken die Sicht behindern.


Hoffnungen könnten sich die Menschen in NRW und Rheinland-Pfalz machen. Dort werde es zwar morgens noch Nebel geben. «Wir gehen aber davon aus, dass dieser sich bis zur Sonnenfinsternis auflöst», sagte Würtz.


In Europa, Nordafrika, dem Mittleren Osten, dem westlichen Asien und auf Grönland ist das Ereignis als Teilfinsternis zu sehen, bei der die Sonnenscheibe unterschiedlich stark vom Mond bedeckt wird. «In Deutschland wird es dann leicht duster», sagte Professor Hans-Ulrich Keller vom Planetarium Stuttgart.


In einigen anderen Regionen - etwa auf den Färöer-Inseln im Nordatlantik - wird die Sonne dagegen für kurze Zeit «ausgeknipst»: In einem etwa 400 Kilometer schmalen Streifen auf dem Nordatlantik wird es für etwas mehr als zwei Minuten dunkel. Bei gutem Wetter sind bei einer solchen totalen Sonnenfinsternis die Sterne zu sehen.


Rund 8000 Touristen sind deshalb zurzeit auf den Färöer-Inseln zu Gast. «Ich glaube nicht, dass wir es schon einmal erlebt haben, dass so viele Touristen gleichzeitig hier waren», sagte Súsanna Sørensen, Marketing-Managerin von «Visit Faroe Islands».


Je nach Standort beginnt der Neumond in Deutschland gegen 9.30 Uhr, sich vor die Sonne zu schieben. Eine gute Stunde später ist die größte Bedeckung erreicht. Sie beträgt in Flensburg etwa 82 Prozent, in München 68 Prozent. Gegen 12.00 Uhr ist das Spektakel vorbei.


Viele Augenärzte sind von dem Naturspektakel gar nicht angetan. Denn wer ohne spezielle «Sofi»-Brille in die Sonne schaut, riskiert Verbrennungen der Netzhaut und kann sogar erblinden. Die Schutzbrillen waren jedoch schon Tage vor dem Ereignis größtenteils ausverkauft, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Eine Rückrufaktion löste am Donnerstag ein schwäbischer Optiker aus. Er hatte versehentlich 3D- statt Schutzbrillen verkauft.


Mehr Wolken wünschten sich auch die Stromnetzbetreiber. Sie hatten Sorge, das Ereignis könne zu einem Blackout führen und trafen Vorkehrungen. Der Bundesverband Solarwirtschaft betonte: «Nur bei wolkenlosem Himmel über Deutschland werden die Netzbetreiber an diesem Tag einen spürbar höheren Regelungsaufwand haben.» Mehr Mitarbeiter als üblich werden die Netzstabilität überwachen. Das «Worst-Case-Szenario» mit starken Schwankungen im Netz - verursacht durch wegfallende und nach Ende der Finsternis wieder hinzukommende Solarleistung - kann nach Ansicht von Experten wohl vermieden werden.


Die Sonnenfinsternis stellt auch viele Schulen vor Herausforderungen, denn gerade Kinder schauen aus Neugierde schnell auch ohne Augenschutz in den Himmel. Vielerorts werden deshalb die Pausenzeiten verschoben, bei anderen die Vorhänge während der Zeit zugezogen. Ohne Schutzbrille darf kein Schüler nach draußen.


Wer die Sonnenfinsternis in diesem Jahr nur hinter den Wolken erahnen kann, muss auf die nächste Chance erst einmal warten. Die nächste partielle Sonnenfinsternis in Deutschland findet am 25. Oktober 2022 statt. Eine totale Sonnenfinsternis über Deutschland gibt es erst wieder am 3. September 2081. (DPA)