FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein Mega-Auftrag aus Ägypten hat am Montag für deutlich steigende Kurse bei Siemens gesorgt. Daneben gaben ein positiver Analystenkommentar und die Beilegung eines Rechtsstreits mit dem mexikanischen Ölkonzern Pemex Auftrieb. Die Aktien zogen in der Spitze bis auf 106,35 Euro an und schlossen mit einem Plus von 2,42 Prozent bei 105,90 Euro, was den höchsten Stand seit Anfang 2008 bedeutete. Der deutsche Leitindex Dax gewann dank der Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) 2,24 Prozent und stieg erstmals überhaupt über 12 000 Punkte.
GROSSAUFTRAG AUS ÄGYPTEN
Am Wochenende hatten die Münchener feste Bestellungen und potenzielle weitere Aufträge im Wert von insgesamt zehn Milliarden Euro aus Ägypten vermeldet. Der Bau eines Kraftwerks mit Gas- und Dampfturbinen ist ebenso festgezurrt wie die Order für Windkraftanlagen. Außerdem stellt Siemens in dem Land eine Fabrik auf, die Rotorblätter für Windturbinen fertigen soll. Bis zu 1000 Arbeitsplätze sollen so entstehen.
Durch zwei weitere Absichtserklärungen könnten Aufträge für weitere Kraftwerke sowie zehn Umspannstationen folgen. Ein Auftragsvolumen von zehn Milliarden Euro "ist auch für Siemens eine Großorder und eine gute Nachricht für die Aktionäre", kommentierte ein Börsianer.
SCHWACHE NACHFRAGE FÜR GASTURBINEN IN EUROPA
Dagegen liegt die Nachfrage nach großen Gasturbinen in Europa am Boden - speziell in Deutschland, wo Siemens viel Vertriebspersonal beschäftigt. Der Gewinn des wichtigsten Umsatzbringers brach im ersten Geschäftsquartal bis Ende Dezember bereits um fast 40 Prozent ein. Das "Handelsblatt" berichtete nun unter Berufung auf Industriekreise, dass in dem Geschäftsfeld für die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen eine vierstellige Zahl an Jobs auf der Kippe stehe - zusätzlich zu den bereits bekannten 1200 Stellen. Konkrete Zahlen gebe es noch nicht, spätestens im Sommer solle aber Klarheit herrschen. Ein Siemens-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren.
Die französische Großbank Societe Generale äußerte sich positiv zur Siemens-Aktie: Laut Analyst Gael de Bray sollte der Münchener Konzern seine Jahresziele erreichen. Dazu trage auch der Kursverfall des Euro bei - Siemens gehöre zu den größten Profiteuren dieser Entwicklung, so der Experte in einer aktuellen Studie. Daher blieb de Bray bei seiner Kaufempfehlung und einem Kursziel von 110 Euro für die Aktie.
SCHWÄCHELNDER EURO HILFT
Die Gemeinschaftswährung ist kurz davor, mit dem US-Dollar vom Wert her gleichzuziehen. Das hilft exportstarken Unternehmen wie Siemens, weil ihre Waren dadurch im Ausland erschwinglicher werden. (DPA-AFX)