
Nach den Fußball-Krawallen in Stuttgart vom Wochenende hat die Polizei eine hohe Bereitschaft zur Gewalt bei Fußballspielen beklagt. Über die Steinewerfer, die nach dem Spiel zwischen dem VfB Stuttgart und Hertha BSC zwei Polizisten umstellt und verletzt hatten, sagte Polizeipräsident Franz Lutz am Montag: «Das war ein aggressiver Mob, wie es ihn seit Jahren in Stuttgart nicht mehr gab.» Die Gewalttäter müsse die Polizei zur Verantwortung ziehen. Noch am Freitagabend nach den Ausschreitungen untersuchten Kriminaltechniker am Tatort unweit des Stadions Holzlatten, Flaschen und Steine auf Spuren.
Eine Ermittlungsgruppe «Bahnhof» mit zehn Beamten wurde gegründet, die zunächst Videoaufnahmen auswertet, um die teils vermummten Täter zu identifizieren. Einer bislang unbekannten Zahl von
Angreifern wird Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.
Die Gesuchten sollen sich laut Polizei zwar durch ihre Gewaltbereitschaft von den Fußballfans unterscheiden, werden aber dem Umfeld der VfB-Anhänger zugeordnet. «Das sind Gewalttäter, die mit Fans eigentlich nichts gemein haben», sagte Polizeisprecher Olef Petersen.
Die Polizei hatte nach den Ausschreitungen zunächst von einem Hinterhalt gesprochen, in den die zwei Beamten gelockt worden waren. Davon distanzierte sich die Behörde am Montag allerdings wieder. «Von einem Hinterhalt kann man nicht sprechen», sagte Petersen. Die Kollegen seien zu einem «Ventil hoher Gewaltbereitschaft» geworden.
Rund 150 VfB-Anhängern, die nach dem Spiel in Richtung des Bahnhofs im Stadtteil Bad Cannstatt zogen, hätten Einsatzkräften den Weg versperrt. Ein Teil des Mobs hätte dann die beiden Beamten gesichtet, die von ihren Kollegen abgeschnitten gewesen seien.
Die Gruppe umstellte die Ordnungshüter und bewarf sie mit Steinen. Dabei wurden die zwei Beamten am Kopf verletzt. Nur mit drei Signalschüssen in die Luft war es ihnen gelungen, die Angreifer in die Flucht zu schlagen und Kollegen zu alarmieren. Die verletzten Polizisten sind immer noch krankgeschrieben.
Bei weiteren Randalen durch Anhänger beider Vereine waren am Freitag insgesamt 16 Beamte und ein Polizeipferd verletzt sowie ein Dutzend Streifenwagen beschädigt worden. (DPA/LSW)