
Lange Gesichter zum Start ins Wochenende: Wegen eines Warnstreiks des Wach- und Sicherheitspersonals am Flughafen konnten Reisende in Stuttgart am Freitag zum Teil nur mit Verspätungen abheben. Wie eine Sprecherin des Airports sagte, starteten einzelne Maschinen am Vormittag mit bis zu 30 Minuten Verspätung. Hintergrund ist ein Tarifstreit der Branche, in dem die Gewerkschaft Verdi für die rund 19 000 Beschäftigten eine bessere Bezahlung erreichen will.
Der Warnstreik führte teils zu langen Schlangen an den Kontrollen. Da freitags viele Wochenendpendler kommen, ist der Andrang dem Flughafen zufolge an diesem Tag entsprechend größer als an
anderen Werktagen. Wegen des Ausstands waren die Sicherheitschecks lediglich an einem von drei Terminals möglich. Flüge wurden aber nicht gestrichen.
Am Flughafen Stuttgart waren am Freitag den Angaben zufolge insgesamt 239 Flüge geplant, mehr als 10 000 Passagiere bekamen den Ausstand zu spüren. Der Airport verteilte Getränke an die Wartenden.
Die Mitarbeiter des Wach- und Sicherheitsdiensts wollten von 03.00 Uhr bis 22.00 Uhr ihre Arbeit ruhen lassen. Verdi rechnete im Laufe des Tages mit mehr als 300 Teilnehmern am Warnstreik. Tausende Fluggäste dürften betroffen gewesen sein. Der Check-in des Stuttgarter Flughafens öffnet um 04.00 Uhr, um 06.00 Uhr kann der erste Flieger abheben.
Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) und der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft kritisierten den Warnstreik als unverhältnismäßig. «Verdi instrumentalisiert die Sicherheitskontrollen an Flughäfen für ihre überhöhten Forderungen», erklärte BDL-Präsident Klaus-Peter Siegloch.
In dieses Horn stieß auch Flughafen-Geschäftsführer Walter Schoefer. Die Lohnforderung sei weder wirtschaftlich angemessen noch der Tätigkeit entsprechend, erklärte er. «Zu streiken ohne jede Vorankündigung und das über einen kompletten Flugtag, ist ebenfalls außer Verhältnis und für die Fluggäste nicht zumutbar.»
Die Verhandlungen in dem Tarifstreit waren im Dezember ohne Ergebnis abgebrochen worden. Ziel der Gewerkschaft ist es, den Stundenlohn der untersten Lohngruppe von 9,20 Euro auf zehn Euro anzuheben. Die Arbeitgeberseite habe Lohnsteigerungen ab Januar um 2,7 Prozent und um weitere 2,6 Prozent von 2016 an geboten. Dieses Angebot sei aber nicht akzeptabel, da die Beschäftigten in der Sicherheitsbranche damit weiter im Niedriglohnbereich blieben, hieß es bei Verdi. Die nächste Verhandlungsrunde ist für Dienstag (20. Januar) angesetzt.
Im Tarifkonflikt des Sicherheitsgewerbes war es in Baden-Württemberg bereits zu Warnstreiks bei der Bewachung von Kernkraftwerken gekommen. (DPA/LSW)