Schadenersatzprozess gegen Eltern des Amokläufers geht weiter

Der Schadenersatzprozess der Unfallkasse Baden-Württemberg gegen die Eltern des Amokläufers von Winnenden (Rems-Murr-Kreis) geht in eine neue Runde. Das Verfahren wird am Aschermittwoch fortgesetzt, wie der Vorsitzende Richter der 15. Zivilkammer des Stuttgarter Landgerichts am Freitag mitteilte. Bei der Verhandlung sollen der Vater und die Mutter von Tim K. persönlich angehört werden. Dabei geht es hauptsächlich um die Frage, ob die Frau wusste, dass ihr Ehemann die bei dem Amoklauf benutzte Waffe im Schlafzimmer aufbewahrte. Außerdem soll ein Polizeibeamter als Zeuge vernommen werden. Der 17-jährige Tim K. hatte 2009 in Winnenden und Wendlingen 15 Menschen und sich selbst erschossen. 

Das Gericht muss nun in die Beweisaufnahme eintreten, weil ein von der Zivilkammer im November vorgeschlagener Vergleich nicht zustande gekommen war. Er sah vor, dass die Eltern bis zu 100 000 Euro zahlen sollten. Doch die Unfallkasse lehnte dies ab, weil der Betrag nur einen Teil der aufgelaufenen und künftig erwarteten Kosten abdecke. Die Forderung der Unfallkasse beläuft sich auf eine Million Euro. Dabei geht es um Kosten für Heilbehandlungen bei Schülern, Eltern und Lehrern.


Der Vater des Amokläufers, der eine Verpackungsfirma besessen hatte, erklärte über seinen Anwalt zum Prozessauftakt, dass er über keine finanziellen Mittel mehr verfüge. Seine Frau sei mittlerweile als Geschäftsführerin des Unternehmens eingetragen, hatte der Anwalt der Unfallkasse gesagt. Die Tatwaffe hatte der Vater, ein passionierter Sportschütze, unverschlossen im Schlafzimmer verwahrt. Er ist deswegen zu einer 18-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden.


Hingegen war ein Vergleich zwischen der Stadt Winnenden und dem Haftpflichtversicherer der Eltern zustande gekommen. Demnach erhält die Kommune 400 000 Euro von der Allianz. Ursprünglich hatte Winnenden mehr als fünf Millionen Euro gefordert, um den Schaden des Amoklaufs ersetzt zu bekommen. Dabei ging es beispielsweise um Kosten für den Schulneubau und Schäden am alten Gebäude der Realschule. (DPA/LSW)