Stuttgart (dpa/lsw) - Die Vorsitzenden des Gewerkschaftsbund (DGB) und der im DGB angeschlossenen Einzelgewerkschaften haben angesichts der Terroranschläge in Frankreich zu Toleranz in den Betrieben aufgerufen. Mit dem Appell wollten die Gewerkschafter verhindern, dass die Diskussion um islamkritische Karikaturen die Belegschaften spaltet. In den Betrieben Baden-Württembergs arbeiteten seit Jahrzehnten Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher Religionen, Herkünfte und Weltanschauungen zusammen, hieß es am Donnerstag in Stuttgart. Laut Statistischem Landesamt hatten zum Stichtag 30. Juni 2014 in Baden-Württemberg gut 530 188 der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einen ausländischen Pass. Das entspricht einem Anteil von 12,4 Prozent - deutlich mehr als im gesamten Bundesgebiet.
Schon am Mittwoch hatten Arbeitgeber und die Gewerkschaft der Metall- und Elektroindustrie angesichts der Ereignisse in Frankreich und der Pegida-Demonstrationen ein Bekenntnis zu einer offenen
Gesellschaft abgegeben. «In unseren Betrieben arbeiten Menschen unterschiedlichster Herkunft aus nahezu allen Ländern dieser Erde», sagten IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger und
Südwestmetall-Chef Stefan Wolf. Fremdenhass, Rassismus und religiöser Fanatismus seien deshalb nicht nur eine Bedrohung für die Grundwerte der deutschen Gesellschaft, sondern auch für die
Industrie.
Der Chef des Mitarbeiternetzwerks Daimler-Türk-Treff bei dem Stuttgarter Autohersteller sagte den «Stuttgarter Nachrichten» (Donnerstag): «Bei uns ist es auf keinen Fall so, dass muslimische und christliche Mitarbeiter im Unternehmen nicht mehr miteinander auskommen würden.» Es wäre zwar auch nicht richtig zu sagen, es gebe keinen Gesprächsbedarf. In Stuttgart und der Region gebe es aber kaum Raum für Bewegungen wie Pegida. Das zeigten die Anti-Pegida-Demonstrationen, die stattfinden, ohne dass es überhaupt schon Veranstaltungen der neuen Bewegung gebe. (DPA/LSW)