IG Metall lässt vor Tarifrunde Muskeln spielen: Warnstreikpläne

Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall. Foto: Sebastian Kahnert/Archiv
Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall. Foto: Sebastian Kahnert/Archiv

Kurz vor der Tarifrunde für die knapp 800 000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie im Südwesten lässt die IG Metall die Muskeln spielen. Die Gewerkschaft sei für eine Eskalation gut gewappnet, sagte IG Metall Bezirksleiter Roman Zitzelsberger am Freitag in Stuttgart. «Wenn uns gute Argumente nicht weiterbringen, ist die IG Metall in ihrer Warnstreikplanung schon weit fortgeschritten.» Die Friedenspflicht endet am 28. Januar um Mitternacht. 

Danach sind Warnstreiks möglich, um die Forderung der Gewerkschaft nach 5,5 Prozent mehr Entgelt, einer finanziell besser ausgestatteten Altersteilzeit sowie nach einer geförderten Qualifizierungs-Teilzeit zu untermauern. Die Beschäftigten stehen laut Zitzelsberger voll hinter dem dreiteiligen Paket.

Gewerkschaft und Arbeitgeber gehen am 14. Januar in Sindelfingen (Kreis Böblingen) erstmals an den Verhandlungstisch. Das zweite Treffen ist für den 26. Januar anberaumt. In beiden Fällen gehören die Südwest-Tarifvertragsparteien zu den ersten, die sich jeweils an den Verhandlungstisch setzen. Zitzelsberger erwartet, dass die Arbeitgeber «schnell in die Puschen kommen» und frühstmöglich ein Angebot vorlegen, zumal die zentralen Themen schon zuvor in informellen Runden diskutiert wurden - allerdings ohne Erfolg.


Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ein für die gesamte Branche mit ihren 3,7 Millionen Beschäftigten richtungsweisender Pilotabschluss im Südwesten mit seinen zahlreichen Großunternehmen wie Daimler, Porsche oder Bosch gefunden wird. Sowohl Zitzelsberger als auch Südwestmetall-Chef Stefan Wolf sind noch nicht lange im Amt und könnten sich durch einen Abschluss im eigenen Lager profilieren wollen. Zudem ist die Erfahrung mit komplizierten qualitativen Themen wie der Altersteilzeit in Baden-Württemberg groß.


Der Arbeitgeberverband lehnt die Forderungen der Gewerkschaft ab. Wegen der Rente mit 63 sei ein individueller Anspruch auf Altersteilzeit ebenso unmöglich wie als Ersatz eine erweiterte Mitbestimmung der Betriebsräte bei diesem Thema. Damit geht der Verband hinter den Status quo zurück. Die IG Metall will erreichen, dass der Kreis der Arbeitnehmer, die in Altersteilzeit gehen können, nicht nur wie von Südwestmetall gewollt «echte Problemfälle» umfasst.


Zitzelsberger verlangte, das personalpolitische Instrument solle auch präventiv eingesetzt werden: «Menschen sollen nicht in die Situation kommen, mit dem Kopf unter dem Arm die Rentenziellinie überschreiten zu müssen.» Viele Arbeitnehmer könnten sich wegen hoher Belastung nicht vorstellen bis ins Rentenalter zu arbeiten. Dies gelte auch für Angestellte, etwa durch Projektarbeit zeitlich hoch beanspruchte Mitarbeiter in der Konstruktion.


Bei der Forderung nach einer betrieblich geförderten persönlichen Weiterbildungs-Teilzeit stellt Zitzelsberger auf der Gegenseite einen «grundsätzlich großen Unwillen» fest. In dieser Frage seien gute Argumente - wie die Vergrößerung des Fachkräftereservoirs - nicht ausreichend. «Da brauchen wir den Durchsetzungsdruck von einer Tarifrunde.» Auch beim Entgelt kann der Gewerkschaftschef die Kritik nicht verstehen. Angesichts von dickeren Auftragsbüchern, rückläufiger Rezessionsgefahr und positiver Zukunftsprognosen «passt die Forderung in die Welt», resümierte Zitzelsberger. (DPA/LSW)