Papst: Die Welt braucht mehr Zärtlichkeit

Papst Franziskus spricht von dem Licht, das mit der Geburt Jesu in die Welt gekommen sei. Foto: Alessandro Di Meo
Papst Franziskus spricht von dem Licht, das mit der Geburt Jesu in die Welt gekommen sei. Foto: Alessandro Di Meo

Papst Franziskus hat am Heiligen Abend in der Christmette fehlende Zuneigung in der Welt bemängelt. «Wie sehr braucht doch die Welt von heute Zärtlichkeit», sagte das Oberhaupt der 1,2 Milliarden Katholiken während seiner Predigt im Petersdom in Rom. Zugleich hob der Pontifex am Mittwochabend die Geduld Gottes hervor. In und vor der Basilika hatten sich Tausende Menschen versammelt, um den Worten des Papstes zuzuhören. Die Christmette ist außer der päpstlichen Ansprache und dem Segen «Urbi et Orbi» am ersten Weihnachtsfeiertag der Höhepunkt der christlichen Weihnacht.


Franziskus sagte bei seiner Predigt: «Haben wir den Mut, mit Zärtlichkeit die schwierigen Situationen und die Probleme des Menschen neben uns mitzutragen, oder ziehen wir es vor, sachliche Lösungen zu suchen, die vielleicht effizient sind, aber der Glut des Evangeliums entbehren?»


Der 78-jährige Argentinier sprach von dem Licht, das mit der Geburt Jesu in die Welt gekommen sei. «Auch wir sind in dieser Heiligen Nacht durch die Finsternis, welche die Erde umhüllt, zum Haus Gottes gekommen.» Gott kenne «keinen Wutanfall und keine Ungeduld. Er ist immer da, wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn».


Vor der Christmette hatte Franziskus ein Flüchtlingslager für verfolgte Christen im Nordirak angerufen, um den Menschen dort Mut zu machen. In dem Lager bei Erbil haben Tausende vor der Gewalt der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Zuflucht gesucht.


Der lateinische Patriarch Fuad Twal forderte bei der Weihnachtsmesse in Bethlehem den Wiederaufbau des Gazastreifens und die Verbesserung der Lebensbedingungen seiner Bewohner. Der dritte aufeinander folgende Krieg in Gaza vor vier Monaten habe Tausende von Opfern gefordert, beklagte Twal in der Geburtskirche.


«Noch schlimmer ist, dass all diese Opfer umsonst gewesen zu sein scheinen: An den Wurzeln des Problems hat sich nichts geändert. Das israelische Volk lebt weiterhin in Angst und Unsicherheit, während das palästinensische Volk weiterhin nach Unabhängigkeit und Freiheit ruft und Gaza wartet darauf, zum dritten Mal neu aufgebaut zu werden. Dieser Krieg hat den Hass und das Misstrauen zwischen den beiden Völkern vertieft und es in eine Spirale der Gewalt und der Repressalien gebracht», sagte Twal in seiner Predigt.


Zehntausende Christen aus aller Welt nahmen am Mittwoch an den traditionellen Weihnachtsfeiern im Heiligen Land teil.


Am Donnerstag, dem ersten Weihnachtsfeiertag, spricht Franziskus um die Mittagszeit seine Weihnachtsbotschaft und wird dann den Segen «Urbi et Orbi» (für die Stadt und für die Welt) geben. Das Ereignis wird weltweit im Fernsehen und Internet übertragen, Millionen sehen regelmäßig zu.


Der Papst hatte wenige Tage vor Weihnachten für Aufregung gesorgt, als er gegen die Bürokratie und Machtversessenheit der römischen Kurie gewettert und deren «15 Krankheiten» aufgelistet hatte. (DPA)