CDU-Abgeordneter Schockenhoff gestorben: Landespolitiker bestürzt

Andreas Schockenhoff ist gestorben. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/Archiv
Andreas Schockenhoff ist gestorben. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/Archiv

Im Alter von 57 Jahren ist der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Andreas Schockenhoff, gestorben. Der CDU-Außenpolitiker starb in der Nacht zum Sonntag in seinem Wohnhaus in Ravensburg, wie ein Fraktionssprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Schockenhoff war seit 1990 Mitglied des Bundestags, Ravensburg war sein Wahlkreis. Für Aufsehen sorgte im Herbst 2011 sein öffentliches Eingeständnis, Alkoholiker zu sein. Er begab sich damals in stationäre Therapie.


Der designierte CDU-Spitzenkandidat im Südwesten, Guido Wolf, erklärte am Sonntag: «Der plötzliche Tod von Andreas Schockenhoff macht mich sehr betroffen. Ich habe ihn als einen Menschen kennen und schätzen gelernt, der mehr für andere als für sich selbst gehandelt hat.» Der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl sprach von einem Schock und würdigte den Verstorbenen als «Freund und Politiker mit Format». Für die CDU Württemberg-Hohenzollern zeigte sich der Bezirksvorsitzende Thomas Bareiß «zutiefst bestürzt und unglaublich traurig».


Fraktionschef Volker Kauder erklärte: «Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion verliert mit ihm einen ihrer profiliertesten Politiker, ganz viele von uns auch einen guten Freund und engen Weggefährten.» Kauder würdigte Schockenhoff als exzellenten Kenner Russlands. «Gerade in diesem Jahr war seine Stimme hier von großer Bedeutung», sagte Kauder mit Blick auf die Ukraine-Krise.


Schockenhoff war von 2006 bis Anfang 2014 Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-russische Zusammenarbeit. Mit seinem Nachfolger Gernot Erler (SPD) hatte er im Sommer eine Kontroverse zur Sanktionspolitik als Reaktion auf das russische Vorgehen in der Ukraine. Während Erler davor warnte, die Wirkung von Sanktionen gegen Moskau zu überschätzen, verlangte Schockenhoff weitere Verschärfungen.


Schockenhoff studierte Romanistik, Germanistik und Geschichte in Tübingen und Grenoble. Nach seinem Referendariat und einer Dissertation arbeitete er ab 1985 als Lehrer an einem katholischen Gymnasium in Ravensburg - bis er 1990 in den Bundestag gewählt wurde. Eine besondere Zuneigung verband Schockenhoff mit Frankreich. Seit 1994 leitete er die Deutsch-Französische Parlamentariergruppe.


Sich selbst beschrieb Schockenhoff als naturverbundenen und gläubigen Menschen, der gern wandert, Ski fährt und im Garten arbeitet. Er war geschieden und hat drei Kinder. (DPA/LSW)