Trotz Akademikerschwemme: Handwerk hat auch weiterhin goldenen Boden

Das Handwerk ist auch weiterhin beliebt
Bild: © Robert Kneschke

Der Anteil der Schüler, die heute mit dem Abitur in der Tasche die Schule verlassen, ist im Vergleich zu früher größer denn je. Nach dem Schulabschluss stellt sich dann für die Jugendlichen die schwierige und oftmals entscheidende Frage, ob sie lieber ein Studium oder eine Ausbildung beginnen sollen. Das Gros entscheidet sich heute für ein Studium, obgleich die Karriereaussichten nicht unbedingt vielversprechender sind. 

Denn gerade in den Wirtschaftswissenschaften herrscht schon heute eine Akademikerschwemme, die zwangsläufig einen Ausleseprozess in Gang setzt. Nur die wirklich Besten eines Jahrgangs werden sich letztendlich durchsetzen und die hochdotierten Jobs in der Industrie oder dem Dienstleistungssektor ergattern - demographische Entwicklung hin oder her. Der Rest kann sich zwar mit einem akademischen Titel schmücken, der sich aber oftmals nicht versilbern lässt, da rein theoretisches Wissen heutzutage nicht mehr ausreicht.


Einen anderen, oftmals vielversprechenderen Weg gehen Jugendliche ein, die sich ganz bewusst erstmals für eine – praktische und theoretische – Ausbildung entscheiden. Aber nicht jeder weiß wirklich, was ihn erwartet: Eine Berufsausbildung im Handwerk ist vieles: abwechslungsreich, spannend, modern, individuell. Nur eines ist sie mit Sicherheit nicht: Eine berufliche Sackgasse. Denn auch wer den Gesellenbrief in der Tasche hat, kann weitermachen und die Karriereleiter nach oben steigen.


Zu Beginn der Ausbildung bleibt aber auch die Schulbank erhalten, es kommt aber auch jede Menge Praxisnähe hinzu. Die duale Ausbildung kombiniert Arbeiten und Lernen. Das Handwerk gibt’s im Betrieb und die Theorie in der Berufsschule. Je nach Berufsart erstreckt sich die Ausbildung auf zwei bis dreieinhalb Jahre. Möglich ist es, diese Zeit unter bestimmten Voraussetzungen zu verkürzen oder zu verlängern.


Der Unterricht ist entweder als Blockunterricht oder als wöchentlicher Unterricht für ein bis zwei Tage gebündelt. Im Laufe der Ausbildung nimmt das Pensum an der Berufsschule ab. Neben berufsbezogenen Fächern steht auch allgemeinbildender Unterricht in Deutsch, Wirtschafts- und Sozialkunde auf dem Stundenplan. Nach bestandener Gesellen- und Abschlussprüfung ist aus dem Lehrling ein(e) Geselle(-in) geworden, dem/der weitere Qualifizierungsmöglichkeiten offen stehen.


Obgleich die Vorteile einer Ausbildung (eigenes Gehalt mit Beginn der Ausbildung, vom Start weg praktische Berufserfahrung, sofortige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Vorgesetzten und Kolleginnen und Kollegen, konsequente Vorbereitung auf den späteren Beruf, schnelle Unabhängigkeit von den Eltern, gute Chancen auf eine Anstellung durch Übernahme nach der Ausbildung, überschaubarer Ausbildungszeitraum) viele Berufsanfänger überzeugen, tun sich heutzutage einige Branchen und Betriebe schwer, alle vakanten Ausbildungsplätze zu besetzen.


Das liegt mitunter auch daran, dass einige Unternehmen noch immer auf eine Ausbildung setzen, wie sie vor Jahrzehnten noch üblich war. Doch das reine Ausschreiben von Ausbildungsstellen und der antiquierte Spruch im Bewerbungsgespräch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ locken heute wahrlich keine jungen Menschen mehr an.


Ganz anders operieren dagegen erfolgreiche Unternehmen, die bereits vor Beginn einer Ausbildung proaktiv im Rahmen einer Berufsinformation die Lehrer, Eltern und vor allem die potentiellen Azubis selbst abholen - wie z.B. die Fa. Hero Glas, welche seit über 40 Jahren in der Glasverarbeitung tätig und zu einem der größten Glasveredler Deutschlands geworden ist - und die schließlich im Rahmen der dualen Ausbildung ein Programm bieten, welches die jungen Leute begeistert. Und die letztendlich auch nach der Ausbildung attraktive Rahmenbedingungen für eine Übernahme und eine krisensichere und nachhaltige Beschäftigung bieten, die den ausgelernten Azubi erst gar nicht auf die Idee kommen lassen, die Stellenbörsen nach anderen Arbeitgebern zu durchleuchten.


Szenario 7