
Die CDU in Baden-Württemberg zieht mit dem bisherigen Landtagspräsidenten Guido Wolf in die Landtagswahl 2016. Die Parteibasis kürte den 53-Jährigen zum Herausforderer von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (CDU). Wolf schlug damit Landeschef Thomas Strobl aus dem Rennen - er ist auch Bundesvize der CDU. Die Christdemokraten schworen sich am Freitag darauf ein, geschlossen an der Ablösung von Grün-Rot zu arbeiten. Die Grünen kritisierten: «Wolf ist Verwalter, aber kein Gestalter.»
In dem Mitgliederentscheid setzte sich Wolf mit 55,9 Prozent der Stimmen durch, wie CDU-Generalsekretärin Katrin Schütz in Stuttgart bekanntgab. Von 34 467 gültigen Stimmen entfielen 19 261 auf
Wolf und 15 206 auf Strobl. Ein Parteitag am 24. Januar muss den Spitzenkandidaten noch offiziell wählen - dies gilt aber als reine Formalie. Die CDU hatte die Macht 2011 an Grün-Rot abgeben
müssen.
«Das, was Guido Wolf bei den Regional-Castings gezeigt hat, reicht knapp zum Spitzenkandidaten der CDU, aber nicht zum Ministerpräsidenten», kritisierten die Landes-Grünen. «Der von CDU-Fraktionschef (Peter) Hauk ins Rennen geschubste Verlegenheitskandidat Wolf kann Ministerpräsident Winfried Kretschmann nicht annähernd das Wasser reichen.» Die SPD nannte das Duell von Wolf und Strobl einen «Wettbewerb der zweiten Liga».
Der Generalsekretär der Bundes-CDU, Peter Tauber, sagte über den künftigen Spitzenkandidaten Wolf: «Mit seiner starken Verwurzelung hat er das notwendige Rüstzeug, um die CDU wieder in die Regierungsverantwortung zurückzuführen.»
Der unterlegene Kandidat Strobl erklärte, es gebe nach diesem Wettkampf keine Gräben und keine Lager. «Ich werde alles dafür tun, dass das auch in Zukunft so bleibt.» Strobl bat die Parteimitglieder, nun geschlossen den Spitzenkandidaten zu unterstützen, um nach der Landtagswahl 2016 wieder die Regierung stellen zu können.
Wolf sagte nach der Verkündung des Ergebnisses, der Weg bis zur Landtagswahl werde kein Spaziergang. «Es wird ein harter Weg. Wir müssen hart arbeiten. Aber die erste große Hürde haben wir genommen.» Der 53-Jährige gab sich zuversichtlich: «Wir haben einen bärenstarken Willen, die Landtagswahl 2016 in Geschlossenheit anzugehen.»
Offen ließ Wolf am Freitag, ob er nun den Landesvorsitz oder Fraktionsvorsitz anstrebt. Fraktionschef Peter Hauk erinnerte an eine Vereinbarung, die er mit Wolf geschlossen hat: Im Frühjahr hatte Wolf auf eine Kampfkandidatur gegen Hauk um den Fraktionsvorsitz verzichtet. Im Gegenzug bewarb sich Hauk nicht selber für die Spitzenkandidatur zur Landtagswahl 2016. Es sei damals vereinbart worden, dass Wolf als Spitzenkandidat eine herausgehobene Position in der Fraktion bekomme - wie die aussehe, werde man noch klären.
Für Strobl ist die Niederlage ein schwerer Schlag. Er hatte die CDU nach dem Wahldesaster 2011 als Landesvorsitzender übernommen - mit dem Ziel, sie neu aufzustellen. Es war seine Idee, die Mitglieder über die Spitzenkandidatur entscheiden zu lassen. Der gebürtige Heilbronner und Schwiegersohn von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist CDU-Bundesvize und Unions-Fraktionsvize im Bundestag. Nach bisherigen Plänen will er auf dem CDU-Bundesparteitag in der kommenden Woche wieder für das Amt des Bundesvize kandidieren.
Im Konkurrenzkampf mit Wolf hatte Strobl seine langjährige politische Erfahrung und seine Kontakte nach Berlin in die Waagschale geworfen. Allerdings war er unter Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) Generalsekretär. Mappus fiel später unter anderem wegen des EnBW-Deals in Ungnade. Hingegen hatte der frühere Tuttlinger Landrat Wolf damit geworben, mit ihm sei ein politischer Neuanfang möglich.
Die Parteimitglieder hatten seit Anfang November darüber abstimmen können, welcher der Bewerber ihr Zugpferd werden soll. An einer Mitgliederbefragung vor knapp zehn Jahren zur Frage des Spitzenkandidatur hatten sich knapp 71 Prozent der CDU-Mitglieder beteiligt. Damals hatte sich Günther Oettinger gegen Annette Schavan durchgesetzt. An der jetzigen Befragung beteiligten sich nur rund 51 Prozent der 69 000 Parteimitglieder. Ungültig waren 455 Stimmen. (DPA/LSW)