Geldfälscher druckten Hunderttausende Dollars und Euros

Die Angeklagten müssen sich vor Gericht verantworten. Foto: Arne Dedert/Archiv
Die Angeklagten müssen sich vor Gericht verantworten. Foto: Arne Dedert/Archiv

Die Angeklagten wollen sich nicht äußern, der Staatsanwalt hält die Beweislast für erdrückend: Zwei mutmaßliche Geldfälscher müssen sich seit Freitag vor dem Landgericht Stuttgart ver-antworten. Der Mann und die Frau sollen mindestens 650 000 US-Dollar und 60 000 Euro Falschgeld hergestellt haben. Der 36-jährige Angeklagte habe gemeinsam mit einem weiteren Verdächtigen ab November 2012 in einer Fälscherwerkstatt in Stuttgart Ein- und 100-Dollar-Noten sowie Fünf-Euro-Noten gedruckt, erklärte der Staatsanwalt.

Die 54-jährige Angeklagte soll im Mai und Juni 2013 versucht haben, das Geld in Umlauf zu bringen.


Der Fall sei «absolut außergewöhnlich», sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg. So wird zwar Falschgeld in Deutschland auf den Markt gebracht, in der Regel aber im Ausland gedruckt, beispielsweise in Italien. «Das war seit vielen Jahren die erste Fälscherwerkstatt in Deutschland, die ausgehoben wurde», sagte Rainer Elm, Leiter des Nationalen Analysezentrums. Der letzte Fall zuvor sei eine Fälscherwerkstatt in Köln im Jahr 2007 gewesen. Im Februar 2014 hatte das Landeskriminalamt die Werkstatt in Stuttgart nach vorheriger Telefon- und Videoüberwachung auffliegen lassen. Die Ermittler fanden allerdings nur wenige Dollar-Blüten.


Ein mutmaßlicher Komplize des 36-Jährigen soll im Jahr 2010 im Stuttgarter Westen Räume für die Druckerwerkstatt angemietet und als Drucker gearbeitet haben. Besonders pikant daran: Der Mann hatte zuvor im Gefängnis, wo er wegen eines Mordes eingesessen hatte, das Druckerhandwerk erlernt, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Der Mann sitzt aktuell in Italien wegen versuchten Mordes erneut im Gefängnis.


Der 36-jährige Angeklagte sollte wiederum die Logistik und den Vertrieb des Geldes übernehmen. Die 54-jährige Angeklagte ist wegen Beihilfe zur gewerbsmäßigen Geldfälschung angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann zudem den Besitz einer halbautomatischen Waffe vor. Die beiden Angeklagten wollen sich nach Angaben ihrer Anwälte nicht zu den Vorgängen äußern.


Das Gericht vertagte sich am Freitag nach der Anklageverlesung auf den 23. Dezember. Die Kammer hatte überraschend einen neuen Richter benannt. Einer der Anwälte wollte vor der Vernehmung der Angeklagten die Neubesetzung prüfen. (DPA/LSW)