
Flugreisende können nur kurz durchatmen: Die Lufthansa-Piloten haben ihren Streik in der Nacht beendet und bereiten sich gleich auf einen neuen Ausstand vor. Denn schon am Donnerstag wird wieder gestreikt, wie die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am späten Dienstagabend mitteilte. Auf der Langstrecke und bei den Frachtflügen fallen dann viele Verbindungen aus. Nicht bestreikt würden Kurz- und Mittelstreckenflüge sowie die Lufthansa-Tochter Germanwings. Der Streik am Donnerstag soll von 3.00 Uhr früh bis Mitternacht dauern.
Das Unternehmen wurde von dem neuen Streikaufruf überrascht. «Wir können keinen Sinn darin sehen, dass während eines noch laufenden Ausstands bereits ein neuer Ausstand angekündigt wird», sagte
ein Sprecher der Lufthansa am frühen Mittwochmorgen. Fachleute arbeiteten an einem Sonderflugplan, um so viele Reisende wie möglich ans Ziel zu bringen. Der Sprecher konnte nicht sagen, wie viele
Flüge wegen des mittlerweile zehnten Pilotenstreiks ausfallen werden - «aber wohl eine sehr große Zahl». Während des vorangegangenen Ausstands, der von Montag bis in die Nacht zum Mittwoch
dauerte, hatte die Lufthansa knapp 1400 Flüge gestrichen. Rund 150 000 Passagiere seien am Boden geblieben, hieß es.
Ein Ende im Streit zwischen Lufthansa und Cockpit ist nicht in Sicht. In dem seit Monaten andauernden Tarifkonflikt geht es unter anderem um die Übergangsrenten der 5400 Piloten von Lufthansa, Germanwings und Lufthansa Cargo. Hinter den Kulissen schwelt zusätzlich ein erbitterter Streit um den künftigen Kurs des Konzerns. Die Piloten der neuen «Wings»-Familie sollen nicht nach den bislang gültigen Konzerntarifen bezahlt werden.
Die Lufthansa hält bislang an ihren Umbauplänen fest. Obwohl am Dienstag erneut Hunderte Flüge vor allem an den Drehkreuzen Frankfurt und München streikbedingt ausfielen, wird der Aufsichtsrat des Dax-Konzerns am heutigen Mittwoch über das Konzept einer starken Billigflugsparte beraten, wie das Unternehmen bekräftigte. Nach den bislang bekannten Plänen will Lufthansa-Chef Carsten Spohr eine neue Gesellschaft für billige Langstreckenflüge sowie eine Stärkung der bisherigen Marken Germanwings und Eurowings durchsetzen.
Die Verhandlungen zwischen der Vereinigung Cockpit und der Fluggesellschaft waren in der Nacht zum Samstag erneut gescheitert. Derzeit gehen die Piloten im Durchschnitt mit knapp 59 Jahren in den allein von der Firma bezahlten Vorruhestand. Lufthansa will diesen Schnitt für Bestandspiloten schrittweise auf 61 Jahre erhöhen. Die VC verlangt auch für neu eingestellte Piloten finanzielle Unterstützung zum Vorruhestand. (DPA)