Mannheim und Heidelberg sind nach monatelangem Warten in das Unesco-Netzwerk «Creative Cities» (Kreative Städte) aufgenommen worden. Das teilte die UN-Kulturorganisation am Montag in Paris mit. Von den fünf deutschen Anwärtern hat es zudem Hannover in das Netzwerk geschafft, Essen und Weimar waren nicht erfolgreich. Mannheim und Hannover können sich nun «Stadt der Musik» nennen, Heidelberg «Stadt der Literatur». Das Netzwerk mache das kreative Potenzial der Städte international bekannt und bringe diese miteinander in Verbindung, sagte der Generalsekretär der Deutschen Unesco-Kommission, Roland Bernecker. «Das kann die Entwicklung und die Sichtbarkeit lokaler Initiativen erheblich fördern. Kreativität ist der kostbarste Rohstoff, über den wir weltweit verfügen.»
Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) gratulierte allen Musikschaffenden der Stadt: «Die Ernennung der Stadt Mannheim zur Unesco-City of Music ist das Ergebnis einer langjährigen
engagierten Arbeit aller Akteure im musikalischen Bereich der Stadt Mannheim.» Der Titel sei Auszeichnung und Auftrag zugleich, teilte die Stadt mit - Mannheim verpflichte sich, sein Profil als
Musikstadt zu schärfen.
Die Stadt ist mit großen Namen der Musikbranche verbunden wie Xavier Naidoo, Laith Al-Deen und Joy Fleming. Ihre musikalische Tradition geht zurück bis zur renommierten Mannheimer Schule im 18. Jahrhundert. Die Popakademie Baden-Württemberg hat ihren Sitz in Mannheim und der Musikszene in der Stadt Auftrieb gegeben. Als erste Stadt im Südwesten gab es hier einen Rock- und Popbeauftragten, um dem musikalischen Nachwuchs zum Durchbruch zu verhelfen.
Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) kündigte an: «Im Verbund und internationalen Austausch mit den anderen Netzwerkstädten wollen wir unsere Qualitäten als Creative City unter Beweis stellen.» Er beglückwünschte auch das benachbarte Mannheim zur gleichzeitigen Auszeichnung: «Diese Konstellation ist mit besonderen Chancen verbunden, die wir gerne für die kulturelle Profilierung der Metropolregion Rhein-Neckar nutzen wollen.» Ähnlich äußerte sich Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) und sprach von einem «starken kulturellen Signal». Baden-Württemberg sei stolz.
Heidelberg ist reich an Antiquariaten und Buchhandlungen, an Wissenschaftsverlagen und Universitätsgebäuden. Die literarische Tradition der Stadt ist lang: Mit einer Ode setzte Friedrich Hölderlin ihr schon vor mehr als 200 Jahren ein literarisches Denkmal. Zu aktuellen Projektvorschlägen zählen ein Studenten-Netzwerk für kreatives Schreiben und ein Brieffreundschaftsprojekt.
Deutschland hat mit der jüngsten Entscheidung vier Städte in dem globalen Netzwerk. Als erste deutsche Stadt wurde 2005 Berlin in der Kategorie Design aufgenommen. Das Unesco-Programm «Creative Cities» gibt es seit 2004 in den sieben Kategorien Musik, Literatur, Medienkunst, Design, Handwerk, Film und Gastronomie. (DPA/LSW)