
Durch den Konflikt mit Russland wurde in den vergangenen Monaten immer wieder über einen möglichen Erdgas-Import-Stopp diskutiert. Möglich wäre dieser, allerdings mit großen Nachteilen für deutsche Verbraucher verbunden. Denn Deutschland benötigt viel Energie, besitzt selbst aber nicht ausreichend Ressourcen – in Russland dagegen gibt es Erdgas im Überfluss.
Russland als wichtigster Lieferant
Fast 40 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases stammt aus Russland. Nur knapp zehn Prozent werden in der Bundesrepublik generiert. Wer sich also nach Erdgas bei den Stadtwerken München umsieht, der bezieht dort vor allem Energie aus fremdländischen Quellen. Grundsätzlich ist das kein Problem, sofern die Preise stimmen, und bei Anbietern wie den SWM tun sie das.
Doch politische Konflikte können die Sache verkomplizieren: Wirtschaftssanktionen sind in der Regel ein Preistreiber, Verbraucher meistens die ersten Verlierer. Denn schon jetzt zeigen sich große Preisunterschiede bei den Anbietern; Privatkunden fällt es schwer, die Übersicht zu bewahren und das beste Angebot zu identifizieren.
Deutschland befindet sich in einem hausgemachten Dilemma: Denn rein technisch gesehen könnte man sich innerhalb von zehn Jahren unabhängig vom russischen Erdgas machen. Doch dazu würde Braunkohle benötigt; eine fossile Energiequelle also, die im Zuge des Klimawandels eigentlich der Vergangenheit angehören sollte. Eine perfekte Lösung gibt es also nicht. Sogenannte Klimakiller wie Öl, Gas und Kohle sollen durch erneuerbare Energien ersetzt werden, gleichzeitig soll Energie erschwinglich bleiben. Diese Gratwanderung ist schon schwer genug – die Russland-Krise macht sie nicht gerade einfacher.
Ein möglicher Ansatz wäre jedoch, die Energiewende mithilfe von Investitionen drastisch zu beschleunigen. Nach aktuellem Stand der Dinge dauert es bis 2050, bis die Energiewende vollzogen ist. Nähme man allerdings rund 300 Milliarden Euro in die Hand und investierte diese bis 2028 in die Wende, so wären die Ziele bereits 2030 erreicht. In Sachen Unabhängigkeit, Klimaschutz und auch Volkswirtschaftlichkeit eine langfristig gute Sache, die allerdings im Hier und Jetzt sehr teuer werden würde. Und das gilt es im Sinne der Verbraucher zu verhindern, denn schon heute sorgen steigende Nebenkosten für finanzielle Engpässe in vielen Haushalten.
Es sieht also danach aus, als würde russisches Erdgas auf absehbare Zeit notwendig bleiben. Vor allem für die Wärmeerzeugung ist Erdgas unabdingbar (71 Prozent des Erdgases wird in Hauswärme umgewandelt), dazu kommen weitere Faktoren wie erdgasbetriebene Autos. Senken könnte man diese Quote durch mehr energetische Sanierungen, die jedoch alleine Sache von Eigentümern sind und deswegen nicht von der Regierung direkt gesteuert werden können.
Szenario 7