
Die milde Witterung in diesem Jahr hat die Zahl der Motorradunfälle im Südwesten in die Höhe getrieben. Mit bislang 100 toten Motorradfahrern werde ein trauriger Rekord erreicht, wie das Innenministerium anlässlich des Weltgedenk-tages für Straßenverkehrsopfer (16. November) mitteilte. Das war jeder vierte von bislang insgesamt 399 (komplettes Jahr 2013: 465) Unfalltoten bei 371 (433) Unfällen. «Wir hatten schlicht keinen Winter», sagte ein Sprecher von Innenminister Reinhold Gall (SPD) der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart.
Deshalb sei die Motorradsaison länger ausgefallen als üblich.
Im kompletten Jahr 2013 starben 86 Motorradfahrer, darunter im Juni der Stuttgarter Polizeichef Thomas Zülke, dem ein Autofahrer die Vorfahrt genommen hatte. Im Jahr 2012 kamen 76 Menschen beim Motorradfahren um. Die Unfälle konzentrierten sich laut Ministerium in diesem Jahr auch auf keine bestimmten Gruppe - besonders junge oder besonders alte Fahrer oder Fahrer nach dem Wiedereinstieg. «Bestürzend dabei ist, dass über 70 Prozent dieser Unfälle durch eigenes Verschulden passiert sind», sagte Gall.
Mit Blick auf die bislang insgesamt fast 400 Unfalltoten, darunter 254, die in ihrem Fahrzeug verunglückten, fügte der Minister hinzu: «Es ist mir völlig unverständlich, dass es immer noch Autofahrer gibt, die sich nicht angurten. Mit Sicherheitsgurt hätten viele der tödlich Verletzten eine reelle Überlebenschance gehabt.»
Im Unterschied zu den Motorradfahrern ist die Zahl der im Verkehr getöteten Fußgänger rückläufig. Sie belief sich bis jetzt auf 45 im Vergleich zu 87 im gesamten Vorjahr. Auch bei den tödlich verletzten Radfahrern deutet sich zumindest keine Steigerung an: Bislang zählt des Ministerium 40; im Jahr 2013 waren es 52.
Als Hauptursache bei den Unfällen mit Verletzten und Toten gab das Ministerium zu hohe Geschwindigkeit an, gefolgt von zu geringem Abstand und der Verletzung von Vorfahrtsregeln. Gall mahnte: «Viele Verkehrsteilnehmer unterschätzen noch immer die Gefahren von überhöhter Geschwindigkeit.» Deshalb werde die Polizei das Tempo der Verkehrsteilnehmer intensiv kontrollieren.
Der Auto Club Europa verweist darauf, dass besonders bei Autobahnunfällen zu hohes Tempo und zu dichtes Auffahren eine Rolle spielen. Als weitere Unfallursache komme die Ablenkung durch die extensive Nutzung von Infotainment-Angeboten im Auto hinzu. Geräte wie etwa Smartphones, die nachweislich die Verkehrssicherheit beeinträchtigten, müssten während der Fahrt automatisch deaktiviert werden. Ließen sich die Hersteller im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung nicht darauf ein, müsse der Gesetzgeber für entsprechende Funktionsbeschränkungen sorgen. (DPA/LSW)