
Nach dem ersten «Duell» der CDU-Bewerber für die Spitzenkandidatur 2016 zeigen sich Grüne und SPD gelassen. Weder Landtagspräsident Guido Wolf noch Landeschef Thomas Strobl könnten dem amtierenden Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) das Wasser reichen, erklärten die Grünen. Die SPD vermisst klare Konzepte. Wolf und Strobl hatten sich am Donnerstagabend bei der Regionalkonferenz in Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis) das erste Mal einen Schlagabtausch vor Parteimitgliedern geliefert.
Obwohl Strobl hier einen Heimvorteil hatte, konnte auch Wolf Punkte sammeln.
Die fast 69 000 CDU-Mitglieder im Südwesten entscheiden darüber, wer CDU-Spitzenkandidat zur Landtagswahl 2016 und somit Herausforderer von Kretschmann wird. Wolf und Strobl stellen sich noch bis Ende Woche auf weiteren Regionalkonferenzen im ganzen Land vor. Bis zum 2. Dezember können die CDU-Mitglieder ihr Votum abgeben.
SPD-Generalsekretärin Katja Mast erklärte zu dem ersten «Duell»: «Sinsheim war ein kleinlicher Wettbewerb um die größtmögliche Parteiverankerung in der CDU, aber kein Wettbewerb um die besten Ideen für die Zukunft Baden-Württembergs.» Eigene Konzepte oder echte Alternativen zur Politik von Grün-Rot seien nicht präsentiert worden.
Die Landesvorsitzenden der Grünen, Oliver Hildenbrand und Thekla Walker, teilten mit: «Strobl und Wolf haben keinen Plan und keine Idee, wie sie dieses Land gestalten und nach vorne bringen wollen.» Beide füllten diese Lücke mit inhaltsleeren Angriffen auf Grün-Rot. Sie hätten dabei nicht die geringsten Skrupel, mit Unwahrheiten zu arbeiten. Keiner der beiden Bewerber reiche an Kretschmann heran.
FDP-Landeschef Michael Theurer sagte: «Ein starker Ministerpräsident in Baden-Württemberg muss ein Kämpfer für die kleinen und mittleren Unternehmen sein. Thomas Strobl und Guido Wolf fehlt dieses klare Mittelstandsprofil bislang.» Dies passe zur wirtschaftsfeindlichen Politik der großen Koalition in Berlin. Aber die Baden-Württemberger bräuchten ein Bekenntnis zum freiheitlichen Wirtschaften.
Wolf hatte am Donnertsagabend seine Vorstellungen für eine Politik skizziert, die sich an die «Gesellschaft der Mitte» richte. Er stellte dabei auch seine Heimatverbundenheit in den Mittelpunkt. Strobl erinnerte daran, dass er die Partei nach dem Machtverlust 2011 als Vorsitzender übernommen habe. Er verwies auf seine umfangreiche politische Erfahrung. Beide attackierten die grün-rote Regierung, wobei vor allem die Grünen im Zentrum der Angriffe standen.
Nach einer jüngsten Umfrage liegt Strobl klar vor Wolf - sowohl bei den Baden-Württembergern als auch bei den CDU-Anhängern. Die CDU kommt bei der «Sonntagsfrage» auf 41 Prozent. Grüne und SPD erreichen zusammen 42 Prozent, womit sie aber keine Mehrheit mehr hätten, da die rechtskonservative Alternative für Deutschland (AfD) knapp ins Parlament einziehen würde. Laut der Umfrage erfreut sich vor allem Kretschmann weiter großer Beliebtheit in der Bevölkerung. (DPA/LSW)