
Bei der Geburt eines Bambis geht es heiß er. Es raucht und zischt, wenn Arbeiter orangeglühende Bronze langsam in eine Form gießen. Es riecht nach geschmolzenem Metall. Von Glanz und Glamour noch keine Spur. Trotzdem: Was dick verpackt in einer Form aus Gips abkühlt, wird später einmal begehrt sein. Innerhalb weniger Minuten erstarrt einer der wichtigsten Preise der deutschen Medienlandschaft. Mit weiteren Rehkitzen wird das Bambi am Donnerstag (13. November/20.15 Uhr/ARD) vom Burda-Verlag in Berlin verliehen.
Hunderte Bambis sind in den vergangenen 66 Jahren an Filmstars, Sänger, Politiker oder ganze Sportmannschaften vergeben worden. Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton gehört wie die
Boxer-Legende Muhammad Ali oder der Popstar Michael Jackson zu den Preisträgern. «In diesem Jahr werden mindestens 18 Bambis verliehen», sagt Dorothee Stommel vom Burda-Verlag. Wie viele es genau
sind, steht noch nicht fest. Die Zuschauer dürfen noch für die «Fernsehserie des Jahres» abstimmen. Zudem könnte es noch die eine oder andere Überraschung geben.
Gut zehn Tage dauert es, bis in der Kunstgießerei Strassacker in Süßen auf der Schwäbischen Alb ein Bambi entsteht. Vom Urmodell braucht es 20 Arbeitsschritte, damit die goldglänzende Trophäe heranwächst, wie die Geschäftsführerin Edith Strassacker erklärt.
Seit 56 Jahren wird der Preis in dem Familienunternehmen gegossen, das Strassacker in vierter Generation führt. Neben den Bambis trägt etwa auch die Herstellung der ZDF-Auszeichnung «Sportler des Jahres» zu den rund 40 Millionen Euro Jahresumsatz bei.
Mit Bambis werden Stars und Sternchen seit 1948 geehrt. Doch golden sind sie erst seit 1958. Die zehn Jahre zuvor bestand die Auszeichnung aus weißer Keramik. Weil das nicht sonderlich stabil war, entschied sich der Burda-Verlag für eine Bronze-Version mit Goldüberzug. Lange 42 Jahre wurde am Design des Bambis nichts geändert - bis es im Jahr 2000 einem Facelift unterzogen wurde.
Der Bildhauer Kurtfritz Handel erinnert sich noch gut daran. «Das alte Bambi war noch ein reales Tier», meint der 73-Jährige. Die Oberfläche sei rauer gewesen. Zudem habe man noch Andeutungen von Fell gesehen. Handels Aufgabe war es, dem in die Jahre gekommenen Bambi ein neues Aussehen zu verleihen. Er speckte den Körper etwas ab und polierte die Oberfläche spiegelglatt. «Es ist jetzt elegant und ästhetisch. Sogar ein bisschen Disney ist dabei», scherzt er.
Von Handels Urversion fertigen die Arbeiter in Süßen zunächst ein Wachsmodell. «Es dient als Vorlage für den Gipsblock, in den die heiße Bronzemasse hineingegossen wird», sagt Gießereimeister Rolf Brandl. Erst nachdem die Bronze erstarrt ist, wird mit einem Hammer der Gips vorsichtig entfernt. Zwar ist dann schon ein Bambi zu erkennen. Doch die fast drei Kilo schwere Figur hat Ecken und Kanten.
Den letzten Schliff verpassen dem Bambi fünf Ziseleure, also Fachleute, die sich mit dem kunstvollen Bearbeiten von Metall auskennen. In mühevoller Kleinstarbeit und mit viel Fingerspitzengefühl wird der Statue ein glatter Teint verpasst. Es wird gefeilt, geschliffen und schließlich auf Hochglanz poliert.
Ist das Bambi glatt, bekommt es in Pforzheim einen Überzug aus 18-karätigem Gold. Schließlich wird es noch in die Schweiz geschickt, wo es einen Sockel aus Kristall erhält. Bevor ein Gewinner die Trophäe mit einem Materialwert von rund 3000 Euro küssen und in seine Vitrine stellen kann, muss sie in einem Tresor ausharren.
Während die frisch geborenen Rehkitze nun wieder Licht erblicken, sind einige Artgenossen für längere Zeiten weggeschlossen: die verschmähten Bambis - etwa vom Volksmusiker Heino, der seinen Preis zurückgegeben hatte, weil auch Rapper Bushido einen bekam. Sie fristen nach Angaben von Burda-Sprecherin Stommel in einem Panzerschrank am Unternehmenssitz im badischen Offenburg ihr Dasein. (DPA)