
Nach dem Landesparteitag der Grünen am Wochenende sieht Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann seine Partei eher als Verbündeten der Unternehmen als die Union. «Die Wirtschaft ist in dieser Frage viel, viel weiter als die CDU», sagte Kretschmann am Dienstag in Stuttgart. Den entscheidenden Faktor der Nachhaltigkeit hätten die Christdemokraten in der Vergangenheit nicht für wichtig erachtet. Kretschmann hatte am Wochenende dafür geworben, die Grünen zur klassischen Wirtschaftspartei weiterzuentwickeln.
Damit versucht die Ökopartei weiter, der CDU Wähler abzujagen. Die hatte in einer Umfrage 2012 bereits festgestellt, dass gerade Frauen den Grünen mehr Wirtschaftskompetenz als der Union zutrauen.
«Wir sind keine Steuersenkungspartei», sagte Kretschmann am Dienstag in Stuttgart. Aber er habe den Eindruck, dass bei Unternehmen Fragen wie Forschung und Entwicklung in den Vordergrund rücken würden - und Fragen der steuerlichen Entlastung an Bedeutung verlören. «Der ökonomische Fortschritt wird immer stärker wissenschaftsbasiert.» Kretschmann hatte am Wochenende in Tuttlingen zu dem Thema digitale Revolution gesprochen.
Die CDU hatte nach der verlorenen Landtagswahl im Jahr 2011 die Projekt «Frauen im Fokus» gestartet, da die Partei gerade bei Frauen und jungen Menschen schwächer abgeschnitten hatte. Eine Umfrage ergab, dass Frauen den Grünen eher die Sicherung des Wohlstandes zutrauten als der CDU. Bei den Männern lagen die Grünen und die CDU gleichauf. Thomas Strobl, Landesvorsitzender der CDU, sagte damals: «Die CDU muss aufpassen, dass sie nicht zum Opfer ihres eigenen wirtschaftlichen Erfolges wird.» Seine Partei müsse Wirtschaftsthemen stärker mit Fragen nach Ökologie und gesundem Leben verbinden. (DPA/LSW)