Abtreibungsgegner machen Front gegen Umzugspläne der Klinik

Der geplante Umzug der Stuttgarter Abtreibungsklinik Stapf innerhalb der Landeshauptstadt hat unter Abtreibungsgegnern wahre Hasstiraden ausgelöst. Auf einer Internet-Seite werde dazu aufgerufen, Mails und Briefe an alle Befürworter der Klinik zu schreiben, sagte der Stuttgarter Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) am Montag und bestätigte damit einen Bericht der «Stuttgarter Zeitung». Neben Vertretern der Stadt seien auch Mitarbeiter der Immobilienfirma mit dem Versuch der Einschüchterung angeschrieben worden. In den Mails werde gedroht und beschimpft. Erst vor kurzem hatte Klinikgründer Friedrich Stapf den geplanten Umzug in ein neues Domizil verkündet. Der Fortbestand der Klinik war gefährdet gewesen, weil Stapf selbst es versäumt hatte, den seit zehn Jahren bestehenden Mietvertrag mit der Stadt rechtzeitig zu verlängern. Die Stadt benötigt selbst das Haus.

Die Stadt ist einer der Befürworter der Klinik und will die Anfeindungen der Klinikgegner nicht einfach hinnehmen. «Sobald die Gegner übergriffig werden oder Rechtsgrenzen überschreiten, gehen wir dagegen vor», sagte Wölfle. Die Stadt stehe in engem Kontakt mit dem Amt für öffentliche Ordnung, dem Rechtsamt sowie der Polizei. Es könne nicht sein, dass Vermieter, Mieter und betroffene Frauen so massiv angegriffen würden, betonte er.


Auch Pro Familia will bei Bedarf einschreiten. «Was die Gegner da auf ihrer Seite veröffentlichen und zu was sie auffordern, ist hart an der Grenze dessen, was Meinungsfreiheit ist», sagte eine Pro-Familia-Sprecherin. Mit den Beschimpfungen mache man den betroffenen Frauen, die ohnehin in einer Notlage wären, das Leben noch schwerer. Sollte die Klinik in ihrer Arbeit behindert werden, könnten die städtischen Krankenhäuser die Lücken niemals füllen und den Bedarf abdecken.


Die Abtreibungsklinik ist die größte ihrer Art in Baden-Württemberg. Nach Stapfs Angaben werden in der Klinik pro Jahr mehr als 2000 Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen; landesweit waren es 2013 knapp 11 200. Stapf selbst war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. (DPA/LSW)