
Als Beitrag zu einer Lösung der Flüchtlingskrise hat die Stadt Ellwangen die Einrichtung einer fünften Landeserstaufnahmestelle
(LEA) angeboten. Oberbürgermeister Karl Hilsenbek (parteilos) und der Landrat des Ostalbkreises, Klaus Pavel (CDU), stellten am Mittwoch den Vorschlag vor, auf dem Gelände der Reinhardt-Kaserne
500 bis maximal 1000 Flüchtlinge unterzubringen. Damit könnte es künftig in jedem der vier Regierungsbezirke Karlsruhe, Freiburg, Stuttgart und Tübingen mindestens eine LEA geben, was dem
erklärten Ziel des Integrationsministeriums entspricht.
Nächster Schritt sei jetzt eine Bürgerversammlung am kommenden Mittwoch, sagte ein Sprecher der Stadt im Anschluss an eine gemeinsame Sitzung von Gemeinderat und Kreistag. An der Bürgerversammlung will auch Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) teilnehmen. Danach sollen die zuständigen Gremien in die Entscheidungsfindung eintreten.
Bislang gibt es eine Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Karlsruhe mit einer Außenstelle in Mannheim. In Freiburg und Tübingen sollen zwei weitere LEAs entstehen. Mit Ellwangen würde es dann auch eine LEA im Regierungsbezirk Stuttgart geben. Für eine Übergangszeit bis 2016 sollen neu ankommende Flüchtlinge auch in Meßstetten (Zollernalbkreis) untergebracht werden.
Die Reinhardt-Kaserne in Ellwangen grenzt unmittelbar an das innere Stadtgebiet und steht seit diesem Jahr zu 80 Prozent leer. Lediglich ein Sprachenzentrum unterhält die Bundeswehr noch an diesem Standort. Die Gebäude seien in sehr gutem Zustand, sagte der Stadtsprecher.
Ellwangen war im Mai die erste Kommune in Baden-Württemberg, die vom Integrationsministerium als «Stadt ohne Rassismus» ausgezeichnet wurde. Von den rund 25 000 Einwohnern hat etwa jeder fünfte ausländische Wurzeln in insgesamt 79 Ländern.
Ellwangen unterhält bislang eine Gemeinschaftsunterkunft für etwa 50 Asylbewerber. Solche Heime sind der zweite Schritt im Asylverfahren im Anschluss an die zeitlich auf etwa vier Wochen befristete Erstaufnahme mit der Einleitung des Asylverfahrens.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat für den 13. Oktober zu einem Flüchtlingsgipfel eingeladen, an dem Kommunen, Kirchen und Hilfsorganisationen erstmals an einem Tisch über die angespannte Situation bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu beraten. In diesem Monat kamen innerhalb von zehn Tagen etwa 3000 Flüchtlinge nach Baden-Württemberg. Für ihre Unterbringung wurden in Karlsruhe und Heidelberg kurzfristig mehrere Notquartiere eingerichtet. Für das ganze Jahr rechnet das Land mit der Ankunft von 23 000 Flüchtlingen. (DPA/LSW)