
Zehntausende Fahrer könnten nach Einschätzung des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbands zum Jahreswechsel ihren Job verlieren. Am 1. Januar wird der flächendeckende Mindestlohn von 8,50 Euro eingeführt. «Das überfordert uns komplett», sagte der Präsident des Verbandes, Michael Müller, der Nachrichtenagentur dpa. Verhandlungen über einen ersten bundesweiten Tarifvertrag im Taxigewerbe waren Mitte des Monats gescheitert. Derzeit beträgt der Durchschnittslohn einer Befragung des Verbands zufolge zwischen 6,00 und 6,50 Euro die Stunde.
Es gebe aber große Unterschiede: In Mecklenburg-Vorpommern liege er zum Teil bei 3,50 Euro, in Städten würden die Fahrer oft nach Umsatz bezahlt.
Laut Müller gibt es in Deutschland 28 000 Taxiunternehmen mit 58 000 Fahrzeugen, die 200 000 bis 220 000 Fahrer beschäftigen. «Wir gehen davon aus, dass 25 bis 30 Prozent zum Jahreswechsel freigestellt werden.» In Hannover habe ein Unternehmen vorsorglich allen 65 Fahrern gekündigt, auch in anderen Städten gebe es solche Überlegungen. Der Verband selbst rät seinen Mitgliedern, «erstmal zu prüfen, wie viele Fahrer sie sich in Zukunft noch leisten können.»
Um kostendeckend zu arbeiten, müsste Taxifahren 25 bis 35 Prozent teurer werden. «Aber das machen die Kommunen nicht mit.» Die Taxiunternehmen dürfen ihre Preise nicht selbst festsetzen, darüber entscheiden laut Müller mehr als 800 Genehmigungsbehörden. Zwar seien vielerorts Entgelterhöhungen beantragt, mit Entscheidungen bis zum Jahreswechsel rechnet Müller aber nicht: «In der Regel dauert das 6 bis 18 Monate, zum Teil Jahre.»
Würden die Preise so stark steigen, dass sie die Mehrkosten für die Fahrer ausglichen, blieben vielleicht die Kunden weg. Zusätzliche Sorgen macht der Branche der Fahrvermittlungsdienst Uber, «der sich über alle Gesetze hinwegsetzt». Bisher sei die «illegale Konkurrenz» noch nicht direkt spürbar. Wenn Taxifahren aber wegen des Mindestlohns teurer werden müsse, könnte Uber erst recht «richtig reingrätschen». Müller: «Wir fühlen uns zwischen den Mühlsteinen Tarifpolitik und Uber zerrieben.» (DPA)