Deutsche Experten sollen im Kampf gegen Ebola helfen

Experten in der Isolierstation im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. Foto: Sebastian Kahnert
Experten in der Isolierstation im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. Foto: Sebastian Kahnert

Wie geht der Kampf gegen Ebola weiter? Die Bundesregierung will deutsche Experten für Infektionsschutz nach Afrika schicken. Ein Szenario in Sierra Leone: Teams sollen bei einer mehrtägigen Ausgangssperre Verdachtsfälle aufspüren. Das wirft Fragen auf. Die Bundesregierung will im Kampf gegen die Ebola-Epidemie deutsche Experten für Infektionsschutz nach Afrika schicken. Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) kündigte ein Trainingsprogramm für das medizinische Personal in den Krisengebieten an.

«Mit Hilfe deutscher Experten wird das medizinische Personal in den Krankenhäusern im Umgang mit hochansteckenden Krankheiten wie Ebola geschult», sagte Gröhe der «Rheinischen Post» (Samstag).


Es gehe darum, «eine Ebola-Erkrankung schnell zu erkennen, die Patienten gut und sicher zu versorgen und dafür zu sorgen, dass eine weitere Ansteckung vermieden wird». Das Trainingsprogramm solle in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut entwickelt werden.


Bisher hat Deutschland die internationalen Hilfsbemühungen mit 2,4 Millionen Euro unterstützt. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind allein in den drei am schwersten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone inzwischen 2097 Menschen an Ebola gestorben.


In Sierra Leone wurde am Wochenende über eine mehrtägige Ausgangssperre wegen der Ebola-Epidemie diskutiert. Noch sei keine Entscheidung gefallen und es seien umfangreiche Planungen nötig, sagte der Regierungsberater Ibrahim Ben Kargbo in einer Diskussionsrunde des Radiosenders Democracy 98.1. Die Sperre könnte demnach vom 19. bis 21. September gelten. In dieser Zeit sollten Teams der Behörden von Haus zu Haus ziehen und mögliche Ebola-Kranke registrieren.


Von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) kam deutliche Kritik an der Idee. Es bedürfe Helfer mit viel Erfahrung, um bei einem solchen Tür-zu-Tür-Screening Menschen mit Ebola-Symptomen auszumachen, hieß es in einer Stellungnahme der Organisation. «Entscheidend aber ist: Selbst wenn potenzielle Patienten ausgemacht sind, wird es nicht genug Ebola-Zentren geben, die sich um sie kümmern könnten.» Ohne Platz zur Untersuchung und Behandlung von Verdachtsfällen habe das ganze Vorhaben keinen Sinn.


Die Erfahrung der vergangenen Monate habe bei der Ebola-Epidemie in Westafrika zudem gezeigt, dass Quarantänemaßnahmen und Ausgangssperren bei der Eindämmung von Ebola nicht helfen, hieß es weiter. Sie führten zu mehr Misstrauen der Menschen untereinander und gegenüber dem Gesundheitswesen. In der Folge würden erkrankte Familienmitglieder eher versteckt und die Epidemie so noch stärker beschleunigt.


«Was Sierra Leone und Liberia dringend benötigen, sind mehr Betten in den Isolierstationen, sie benötigen sie sofort.» Staaten mit der nötigen Ausrüstung dafür sollten so rasch wie möglich Teams nach Westafrika schicken, appellierte die Organisation, die seit Monaten mit etlichen Helfern und großem Einsatz gegen die Ausbreitung der in etwa der Hälfte der Fälle tödlich verlaufenden Virusinfektion kämpft.


Auch viele Menschen in Sierra Leone sahen die mögliche Ausgangssperre kritisch. Ohne auf Marktplätzen, in Restaurants und Hotels arbeiten zu können, werde es schwer, die eigene Familie zu versorgen, sagte Mohamed Alie auf einem Markt in der Hauptstadt Freetown. Viele Einwohner sollen wegen der drohenden Ausgangssperre begonnen haben, Lebensmittel und andere Waren zu horten. (DPA)