Schwarzwälder Kirschtorte kommt ins Haus der Geschichte

Das Kirschwasser muss immer aus dem Schwarzwald stammen. Foto: Rolf Haid/Archiv
Das Kirschwasser muss immer aus dem Schwarzwald stammen. Foto: Rolf Haid/Archiv

Die Schwarzwälder Kirschtorte ist reif fürs Museum. Nach einem Bericht der «Stuttgarter Nachrichten» (Samstag) wird ein aus Kunststoff und Holz gefertigtes Originalmodell des beliebten Kuchens ab kommenden Montag im Haus der Geschichte in Bonn ausgestellt. «Es ist das erste Mal, dass eine Torte ins Museum kommt», bestätigte Bäcker- und Konditormeister Eberhard Holz aus Baiersbronn (Kreis Freudenstadt) gegenüber dem Blatt das Projekt. 

Die Schwarzwälder Kirschtorte gilt als einer der weltweit bekanntesten und beliebtesten Kuchen. Holz steht seit Jahren an der Spitze der «Schutzgemeinschaft Schwarzwälder Kirschtorte» und setzt sich dafür ein, dass die Torte nur nach festgelegten Qualitätskriterien hergestellt werden darf und - ähnlich wie Mozarellakäse oder Serrano-Schinken - das EU-weit gültige Gütesiegel «g.t.S» erhält. Hinter den drei Buchstaben verbirgt sich der Grundsatz «garantiert traditionelle Spezialität».


Holz will zusammen mit seinen Mitstreitern der Schutzgemeinschaft erreichen, dass Konditoren in ganz Europa bei der Herstellung der Kirschtorte die geltenden Richtlinien einhalten müssen. Dazu gehört, dass der Fettgehalt der Sahne bei mindestens 30 Prozent liegen muss, das Kirschwasser deutlich zu schmecken sein muss und von Schnapsbrennern aus dem Schwarzwald zu stammen hat, der Boden drei Prozent Kakaoanteil haben soll und die Torte einem klaren Aufbau folgen muss: Drei dunkle Biskuitböden, dazwischen zwei Mal die sahnige Füllung mit ganzen Kirschen. «Wo Schwarzwald draufsteht, muss auch Schwarzwald drin sein», sagte Holz dem Blatt und warnte vor einer Aufweichung der Kriterien für die Originalkreation.


Doch der Deutsche Konditorenbund wehrt sich gegen solche Festlegungen. Kirschwasser werde auch im Rheingau, Franken oder Hessen hergestellt und sei damit «ebenso gebräuchlich wie solches aus dem Schwarzwald», heißt es in einem Positionspapier. Es sei doch «kleinlich, uns die Auswahl unter verschiedenen Sorten Kirschwasser verbieten zu wollen». Konditormeister Holz erhält inzwischen aber Unterstützung von der baden-württembergischen Landesregierung. «Die Schwarzwälder Kirschtorte ist ein erstklassiger kulinarischer Botschafter für die Region Schwarzwald und für ganz Baden-Württemberg», sagte Landwirtschafts- und Verbraucherschutzminister Alexander Bonde (Grüne). Wie sehr die grün-rote Regierung das EU-Siegel für die Torte gerne hätte, zeigt sich auch daran, dass Bondes Ministerium mit einem Brief auf den Landesinnungsverband der Konditoren zugegangen ist.


Es gebe «keinen Grund, eine solche Initiative nicht zu befürworten», schrieb Bondes Amtschef an die Kritiker des Gütesiegels, «zumal der Schutz von Spezialitäten mehr ist als ein Produktschutz». Das Ministerium würde es daher «begrüßen, wenn die Landesinnungsverbände des Konditoren- und Bäckerhandwerks Mitglied der Schutzgemeinschaft werden würden». (DPA/LSW)