Baden-Württemberg hat 2013 so viele Einwohner durch Umzüge hinzugewonnen wie seit 20 Jahren nicht mehr. In 43 der 44 Stadt- und Landkreise zogen mehr Menschen hinzu als weg, wie das Statistische Landesamt am Montag in Stuttgart mitteilte. Nur im Landkreis Rottweil sah das anders aus. Dabei lautet die Devise nach wie vor: lieber in die Stadt als aufs Land. Für das allgemeine Plus sind ausschließlich Zuwanderer aus dem Ausland verantwortlich. Die Statistiker haben die Zahl der Abwanderer mit jener der Zugezogenen verrechnet und kommen für das vergangene Jahr auf ein Plus von rund 70 200 Menschen.
Zuletzt sei der Wanderungsgewinn 1992 mit einem Anstieg um 125 300 Einwohner höher gewesen.
Am stärksten profitieren von dem Trend nach wie vor größere Städte und stärker verdichtete Landkreise, wie die Experten schreiben. Diese Entwicklung werde vor allem vorangetrieben, weil junge Erwachsene in die Zentren ziehen. Eine Rolle spiele auch die stetig steigende Zahl der Studienanfänger. Im Juli hatte das Landesamt eine Prognose veröffentlicht, nach der die Einwohnerzahl im Südwesten bis zum Jahr 2020 um 2,7 Prozent auf 10,85 Millionen Menschen wächst.
Die höchsten Wanderungsgewinne registrierten im vergangenen Jahr die Stadtkreise Stuttgart (plus 5500) und Karlsruhe (3000) sowie die Landkreise Ludwigsburg (4400), Rhein-Neckar (4000), Esslingen (3800), Konstanz (3400) und Böblingen (3000). Hingegen verbuchte der Landkreis Rottweil als einziger ein Minus um 35 Menschen. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 hatten nur 25 Kreise Wanderungsgewinne verzeichnet, in 19 Kreisen sanken damals diese Zahlen.
Wenn man Zuwanderer und Abwanderer aus dem beziehungsweise ins Ausland verrechnet, bleibt den Angaben nach ein Saldo von 71 600 Menschen. Rund vier Fünftel der Zu- und Fortzüge im Jahr 2013 hätten europäische Staaten betroffen. Am höchsten war das Plus bei Menschen aus Rumänien mit 10 600, Polen (plus 8800) und Italien (plus 7700).
Wanderungsverluste wurden hingegen laut Statistik nur gegenüber wenigen Staaten verzeichnet: Mit Abstand am stärksten waren sie im Begzug auf die Schweiz mit einem Minus von 2300. In die Türkei zogen 800 Menschen mehr als von dort nach Baden-Württemberg kamen, gefolgt von den USA (minus 400) und Österreich (minus 83).
Eine Kehrtwende gab es allerdings bei der Verrechnung von Ab- und Zuzügen für die anderen 15 deutschen Bundesländer: Während 2012 noch ein Wanderungsgewinn von 1900 verbucht wurde, steht für das vergangene Jahr ein Minus von 1300 Menschen in der Statistik.
Nach Baden-Württemberg kamen zwar 2300 Menschen mehr aus Nordrhein-Westfalen und 1000 mehr aus Niedersachsen als dorthin zogen. Gegenüber Bayern war aber die Abwanderung um 3800 Personen größer als die Zuwanderung. Ähnlich sieht es bei Berlin (minus 1600) und Hamburg (minus 700) aus. (DPA/LSW)
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