Vierter Rückgang beim Ifo-Index erwartet

Container im Hamburger Hafen. Foto: Daniel Bockwoldt
Container im Hamburger Hafen. Foto: Daniel Bockwoldt

Drei Mal hintereinander hat sich die Stimmung in den deutschen Chefetagen zuletzt verschlechtert. Und auch im August rechnen Experten mit einem weiteren Rückgang beim Ifo-Index. Denn inzwischen machen sich die Krisen in der Ukraine oder im Nahen Osten auch im Tagesgeschäft mancher Unternehmen bemerkbar. Ist der Aufschwung wieder vorbei, droht gar Schlimmeres?

Der Ifo-Index fragt danach, wie es den Unternehmen geht. Vor allem, wie sie die kommenden Monate einschätzen. Wie dick ist das Auftragsbuch, wie ist die Erwartung? Daraus ergibt sich ein Stimmungsbild, das frühzeitig Rückschlüsse auf die Entwicklung der gesamten Wirtschaft zulässt. Trübt sich die Stimmung ein, vielleicht sogar mehrfach in Folge, verheißt das für die Entwicklung der Konjunktur meist nichts Gutes.

 

Welche Rolle spielen dabei Krisen wie in der Ukraine?

 

Unsicherheit verdirbt das Geschäft. Machen sich Unternehmen Sorgen um die Zukunft, investieren sie oft weniger, geben weniger aus und stellen seltener Mitarbeiter ein. Das wiederum kann eine Spirale in Gang setzen, die auch andere Unternehmen beeinflusst. Werden zum Beispiel weniger Autos gebaut, werden weniger Teile bei den Zulieferern gekauft. Diese Betriebe halten sich dann ebenfalls mit Ausgaben und Investitionen zurück. Die Konjunktur kann ins Stottern geraten.

 

Haben die Krisen denn schon Folgen?

 

Ja, durchaus. Die Maschinen- und Anlagenbauer haben bereits ihre Erwartungen für das laufende Jahr deutlich gedämpft. Der Konflikt mit Russland behindert die Nachfrage in wichtigen Absatzmärkten der deutschen Schlüsselindustrie und drücke weltweit auf die Stimmung. Die deutsche Elektroindustrie verzeichnete im Juni nur noch ein kleines Plus bei den Exporten. Die Ausfuhren nach Russland brachen um 28 Prozent auf einen Wert von noch 300 Millionen Euro ein. Gemessen am Gesamtwert der Exporte von gut 13 Milliarden Euro ist das Geschäft zwar klein, Firmen, die aber etwa viel Geschäfte mit Russland machen, bekommen solche Entwicklung hart zu spüren.

 

Welche Rolle spielen die Sanktionen gegen Russland?

 

Auf den ersten Blick sind die Auswirkungen eher gering. Russland ist für Deutschland ein kleinerer Handelspartner. Nur drei Prozent aller deutschen Exporte gehen nach Russland. Das Land steht damit auf Platz elf der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Dennoch: Russland ist einer von mehreren wichtigen Wachstumsmärkten, von denen sich die Firmen vor allem in Zukunft viel erwarten. Und auch in anderen dieser sogenannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) läuft es nicht rund, etwa in Brasilen.

 

Wie entwickelt sich die deutsche Konjunktur bisher?

 

Nach einem starken Jahresauftakt schwächelte die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte um 0,2 Prozent. Volkswirte halten das aber für einen Ausrutscher, auch weil viele Investitionen bereits im ersten Quartal gemacht wurden. Insgesamt seien die Aussichten für Europas größte Volkswirtschaft gut, sagen etwa die Experten von der Bundesbank.

 

Was spricht dafür, dass die nächsten Monate wieder besser werden?

 

Nach Einschätzung von Wolfgang Nierhaus, Experte beim Ifo-Institut, erweist sich vor allem die Binnenwirtschaft als Konjunkturmotor: «Wir haben in Deutschland einen stabilen privaten Konsum, das ist ein wichtiger Stützpfeiler unserer Wirtschaft.» Auch die steigenden Löhne kurbelten den Konsum und damit die Wirtschaft an.

 

Sorgen um den Arbeitsmarkt muss man sich also nicht machen?

 

Bis jetzt gibt es laut Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg dazu keinen Grund. «Man darf die konjunkturelle Lage zwar nicht verharmlosen, aber die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarktes ist momentan robust.» Auch die Sanktionen gegen Russland wirken sich seiner Meinung nach direkt kaum aus, denn dazu sei der Handel mit Russland nicht groß genug. «Die Beschäftigung steigt weiter - auch eine zeitweise schwache Konjunktur stellt das nicht infrage.» (DPA)

 

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