
Vier Wochen nach Beginn des Gaza-Krieges wachsen die Hoffnungen auf ein Ende des Blutvergießens. Eine von Ägypten vermittelte Waffenruhe wurde bis zum Abend sowohl von Israel als auch von den militanten Palästinensern eingehalten. Noch vor Beginn der Waffenruhe um 8.00 Uhr Ortszeit (7.00 Uhr MESZ) hatten sich die israelischen Truppen aus Gaza zurückgezogen.
Moti Almos, Sprecher der Armee, sagte im israelischen Rundfunk, die nächsten Tage seien «ein Test».
Unter ägyptischer Vermittlung könnte nun ein Rahmen für eine dauerhafte Waffenruhe ausgehandelt werden. Dazu sollen Delegationen Israels und der Palästinenser indirekte Gespräche in Kairo führen.
«Ich hoffe, dass es gelingt, die Feuerpause zu verlängern und verstetigen, damit das unendliche Leid der Zivilbevölkerung endlich ein Ende hat», erklärte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Berlin. «Die Bilder der vielen getöteten und verletzten Kinder sollten ein Weckruf für alle sein.» Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßte die Vereinbarung der Feuerpause.
Die einen Monat dauernde Offensive Israels hat im Gazastreifen schwere Zerstörungen hinterlassen. 65 000 Menschen haben nach UN-Angaben keine Bleibe mehr. Rettungskräfte begannen am Dienstag damit, Leichen aus Trümmerbergen zu bergen.
Der palästinensische Außenminister Riad Malki traf sich mit Fatou Bensouda, Chefanklägerin beim internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, um Möglichkeiten einer Anklage Israels wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Krieg zu erörtern. Er kündigte an, dass Palästina noch in diesem Jahr die Mitgliedschaft beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) beantragen werde.
Nach Beginn der Waffenruhe strömten viele Bewohner des Gazastreifens zurück in ihre Wohnviertel. «Die Menschen beginnen, die UN-Schutzräume zu verlassen», sagte der Sprecher des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Chris Gunness. Mit 267 970 Flüchtlingen in 90 UN-Schutzräumen sei «zum ersten Mal ein leichter Rückgang der Zahlen» zu verzeichnen. Humanitäre Einrichtungen wollen nun die Versorgung notleidender Palästinenser verbessern.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu begrüßte die Zerstörung von 32 Hamas-Tunneln im Grenzgebiet. «Es gibt keine hundertprozentige Erfolgsgarantie, aber wir haben alles getan, um das bestmögliche Resultat zu erzielen.»
Wenige Minuten vor der offiziellen Waffenruhe feuerten militante Palästinenser noch etwa 20 Raketen auf israelische Städte wie Jerusalem, Beerscheva und Aschdod ab. Der militärische Arm der Hamas teilte mit, seine Kämpfer hätten damit Rache für Israels «Massaker» im Gazastreifen üben wollen. Nach palästinensischen Angaben reagierte Israel mit Luftangriffen in Gaza und in Chan Junis.
Nach den Worten des israelischen Regierungssprechers Mark Regev entsprechen die Bedingungen der aktuellen Feuerpause jenen, die Ägypten bereits vor drei Wochen vorgelegt hatte. Die im Gazastreifen herrschende Hamas lehnte sie damals mit der Begründung ab, dass die Blockade des Gazastreifens durch Israel und Ägypten nicht aufgehoben werde.
Armeesprecher Peter Lerner sagte, Israel werde weiter auf Angriffe reagieren. «Wir werden Verteidigungspositionen aufrechterhalten.» Die Bodenoffensive hatte am 17. Juli begonnen; zuvor waren Ziele aus der Luft angegriffen worden. Insgesamt habe die Armee seit dem 8. Juli 4800 Ziele in dem Palästinensergebiet angegriffen, sagte Lerner. Bei Kämpfen und Luftangriffen seien rund 900 militante Palästinenser getötet worden.
Nach UN-Angaben waren acht von zehn toten Palästinensern Zivilisten. Insgesamt kamen nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mehr als 1860 Menschen ums Leben, knapp 10 000 wurden verletzt. Auf israelischer Seite starben 64 Soldaten und drei Zivilisten. Rund 100 verletzte Soldaten werden noch in Krankenhäusern behandelt.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen könnte noch in dieser Woche über eine Resolution zum Gaza-Konflikt entscheiden. «Wir diskutieren gerade auf Fachebene über das Papier», sagte Großbritanniens UN-Botschafter Mark Lyall Grant, der den Rat in diesem Monat führt, in New York.
Die Ermordung von drei israelischen Jugendlichen im Juni im Westjordanland und eines 16-jährigen Arabers bei Jerusalem kurz darauf folgend hatte eine Gewaltspirale in Gang gesetzt, die ein Auslöser für den jüngsten Gaza-Krieg war. Im Fall der getöteten Israelis ist ein verdächtiger Palästinenser aus Hebron bereits vor drei Wochen gefasst worden, meldete die israelische Nachrichtenseite «ynet» am Dienstag nach Aufhebung einer Nachrichtensperre. Er habe demnach versucht, mit gefälschten Papieren nach Jordanien zu fliehen. Im Verhör habe er gestanden, an der Planung der Morde beteiligt gewesen zu sein. (DPA)
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