Amt will ausländischen Ärzten nicht «einfach Tore öffnen»

Radebrechen am Krankenbett gibt es im Südwesten schon lange nicht mehr: Die scharfen Sprachtests, die ausländische Ärzte hier für die Zulassung (Approbation) erfüllen müssen, sollen künftig auch bundesweit eingeführt werden. Landesgesundheitsamt und Gesundheitsministerium loben, dass das Beispiel Baden-Württemberg jetzt bundesweit Schule macht. «Ich halte das für absolut richtig und wichtig», sagte Johannes Schmalzl, Chef des Regierungspräsidiums Stuttgart, dem das Landesgesundheitsamt angeschlossen ist, am Dienstag. Angesichts immer älterer Patienten mit Hörproblemen sei eine einwandfreie Beherrschung der Sprache aufseiten der Ärzte essenziell.

 

Vergangene Woche hatten die Gesundheitsminister bundesweit einheitliche Sprachtests nach dem Vorbild Baden-Württembergs, Rheinland-Pfalz und Thüringens beschlossen und damit einen Flickenteppich beseitigt. Im Bund und im Südwesten sei der Fachkräftebedarf im Gesundheitswesen groß, meinte Schmalzl. Trotzdem dürfe man nicht einfach «die Tore öffnen». Im Jahr 2020 werden laut Behörde in Deutschland fast 56 000 Ärzte und 140 000 Pflege- und andere nicht-ärztliche Fachkräfte fehlen. Derzeit arbeiten 12 000 deutsche Ärzte vor allem wegen besserer Bezahlung und Arbeitsbedingungen bereits im Ausland, etwa in Großbritannien, der Schweiz, Skandinavien und den USA.

 

In Deutschland arbeiten mehr als 31 000 Ärzte ohne deutschen Pass, davon entfallen mehr als 16 Prozent auf den Südwesten. Die Zahl der Approbationen ausländischer Ärzte im Land wuchs in den vergangenen Jahren konstant - von 2009 noch 217 auf 670 im Jahr 2011. Nach einem Höhepunkt im Jahr 2012 mit 925 Zulassungen registrierte das Landesgesundheitsamt eine leichte Abschwächung auf 860. «Das ist aber keine Trendwende», sagte Gerhard Schüßler von der Behörde. Denn die Tendenz für das laufende Jahr ist wieder steigend: Bis Ende April wurden bereits 540 Approbationen erteilt.

 

Die meisten Ärzte kamen in den letzten Jahren aus Rumänien, Ungarn und Polen und seit vergangenem Jahr aus Spanien. In baden-württembergischen Krankenhäusern falle es schon auf, wenn ausländische Ärzte aus anderen Bundesländern mit laxeren Standards nach Baden-Württemberg kämen, erläuterte Schüßler. Insbesondere die Aufklärung der Patienten funktioniere dann nicht einwandfrei. Eine Aberkennung der Approbation in solchen Fällen sei juristisch jedoch äußerst schwierig durchzusetzen.

 

Im Südwesten wird neben allgemeiner Sprachkenntnis auch die medizinische Fachsprache getestet, bevor der ausländische Arzt eine Zulassung erhält. In manchen Ländern werden nicht mal allgemeine Sprachkenntnisse verlangt. Ministerin Katrin Altpeter (SPD): «Die Sprache ist eines der wichtigsten Arbeitsmittel in den Heilberufen.» Der vom Land vorbereitete Konsens gewährleiste die aus Gründen des Patientenschutzes notwendige gute sprachliche Verständigung zwischen Personal und Kranken.

 

Die CDU-Landtagsfraktion freute sich, dass die geplante Anpassung die Gefahr eines «Anerkennungstourismus» aufgrund der unterschiedlichen Standards zulasten Baden-Württembergs banne.

 

Bislang einmalig geht das Land auch mit einem «kleinen Studium» für ausländische Ärzte voran. Der Kurs hat gerade mit 25 Teilnehmern begonnen, die nach Abschluss des achtmonatigen Sprach- und Medizinkurses eine Kenntnisprüfung ablegen und damit auch die Approbation erhalten. Bezahlt wird das von der Bundesagentur für Arbeit. «Wir würden es begrüßen, wenn auch solche Kurse bundesweit zum Standard würden», unterstrich Schüßler. (DPA/LSW)

 

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