Vorläufige Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik der Europawahl am 25. Mai 2014

Brenner: Ältere Wähler beeinflussen immer stärker den Wahlausgang
Brenner: Ältere Wähler beeinflussen immer stärker den Wahlausgang

Am 25. Mai 2014 wurden in den 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union die Abgeordneten für das 8. Europäische Parlament gewählt. Neben der Frage, wie die Parteien abgeschnitten haben und wie die Sitzverteilung im neuen Europaparlament aussieht, ist auch das Wahlverhalten der Bürgerinnen und Bürger von großem Interesse. In welchen Bevölkerungsgruppen war die Wahlbeteiligung besonders hoch oder auffällig niedrig?

Wie nutzen junge und ältere Wahlberechtigte ihr politisches Einflusspotenzial aus? Welche Parteipräferenzen haben jüngere und ältere Wähler, Männer und Frauen? Welche Parteien konnten bei den Erst‑ und Jungwählern besonders gut punkten? Wie sieht die demografische Zusammensetzung der Wählerschaft der Parteien aus? Antworten auf diese Fragen gibt die Repräsentative Wahlstatistik der Europawahl 2014, deren wichtigste Ergebnisse in dieser Pressemitteilung sowie in den Pressemitteilungen 2014/220 und 2014/219 dargestellt werden. Die Ergebnisse wurden heute von der Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Dr. Carmina Brenner, vorgestellt. 

 

Immer weniger jüngere Wahlberechtigte und mehr ältere

Durch die demografische Alterung hat sich in Baden‑Württemberg die Altersstruktur der Wahlberechtigten seit der ersten Europawahl im Jahr 1979 deutlich verändert: Die Zahl der älteren Wahlberechtigten hat sich erheblich erhöht, die der jüngeren ist rückläufig. Bei der Europawahl 1979 waren die Gruppen der unter 30‑Jährigen (22 Prozent) und die der 60‑Jährigen und Älteren (25,5 Prozent) noch annähernd gleich groß. Bei der Europawahl 2014 war der Anteil der älteren Wahlberechtigten mit knapp 35 Prozent mehr als doppelt so hoch wie der der jüngeren (rund 16 Prozent). Mit anderen Worten: Das politische Einflusspotenzial der älteren Wahlberechtigten hat sich gegenüber 1979 rein quantitativ betrachtet spürbar erhöht, das der jungen Generation hat sich dementsprechend reduziert.

 

Je älter die Baden-Württemberger, desto höher die Wahlbeteiligung

Wie bereits bei früheren Landtags-, Bundestags- und Europawahlen, konnte auch bei der Europawahl 2014 eine mit dem Alter tendenziell zunehmende Wahlbeteiligung festgestellt werden: Die mit Abstand niedrigste Wahlbeteiligung war bei den 21‑ bis 29‑Jährigen zu beobachten. Von dieser Altersgruppe beteiligten sich lediglich gut 32 Prozent an der Europawahl. Demgegenüber lag sogar die Wahlbeteiligung der Erstwähler mit knapp 39 Prozent erheblich höher. Bei den Wahlberechtigten zwischen 30 und 39 Jahren lag die Wahlbeteiligung bei rund 38 Prozent, bei den 40‑ bis 49‑Jährigen bei gut 48 Prozent und bei den 50‑ bis 59‑Jährigen bei rund 50 Prozent. Die höchste Wahlbeteiligung hatten – wie auch bei früheren Wahlen – die 60‑ bis 69‑Jährigen mit nahezu 55 Prozent. Bei den 70‑jährigen und älteren Wahlberechtigten lag die Wahlbeteiligung immerhin noch bei gut 51 Prozent.

 

Jüngere Wähler »verschenken« politisches Einflusspotenzial

Die Möglichkeiten der jüngeren Baden-Württemberger, durch Teilnahme an Wahlen Einfluss auf das politische Geschehen zu nehmen, ist also nicht nur durch die abnehmende Zahl der jüngeren Wahlberechtigten im Land reduziert, sondern auch durch die vergleichsweise niedrige Wahlbeteiligung der jungen Generation. Lediglich knapp 34 Prozent der unter 30‑jährigen baden‑württembergischen Wahlberechtigten machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Von den 60‑Jährigen und Älteren gingen dagegen immerhin rund 53 Prozent zur Wahl. Aufgrund der demografischen Alterung und der starken Unterschiede in der Wahlbeteiligung von Jüngeren und Älteren war bei der Europawahl 2014 die Gruppe der 60‑jährigen und älteren Wähler mit knapp 38 Prozent mehr als dreimal so groß wie die der unter 30‑Jährigen (knapp 12 Prozent). Das heißt, ältere Wähler beeinflussen immer stärker den Wahlausgang. Die jüngeren Wahlberechtigen im Land »verschenken« sozusagen durch ihre schwache Beteiligung an Wahlen politisches Einflusspotenzial.

 

Männer nach wie vor mit höherer Wahlbeteiligung als Frauen

Die Wahlbeteiligung der Frauen lag auch bei der Europawahl 2014 – wie bereits bei früheren Wahlen – unter der der Männer. Dies resuliert vor allem daraus, dass die 70‑jährigen und älteren Frauen erheblich seltener wählen gehen als die Männer dieser Altersgruppe. Von den Männern in dieser Altersgruppe machten bei der Europawahl 2014 zwar noch rund 59 Prozent von ihrem Wahlrecht Gebrauch, von den Frauen jedoch nur knapp 46 Prozent. Dies ist eine Differenz von nahezu 13 Prozentpunkten. Bei den jüngeren, 25‑ bis unter 35-jährigen Baden‑Württembergern sowie in den mittleren Altersgruppen der 40‑ bis unter 50‑Jährigen lag allerdings die Wahlbeteiligung der Frauen über der der Männer.

 

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

 

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