Kloster Corvey wird Weltkulturerbe

Das Unesco-Welterbekomitee ernennt das Kloster Corvey zur Welterbestätte. Foto: Jonas Güttler
Das Unesco-Welterbekomitee ernennt das Kloster Corvey zur Welterbestätte. Foto: Jonas Güttler

Die Unesco hat das Kloster Corvey im westfälischen Höxter zum Weltkulturerbe ernannt. Das gab die Kulturorganisation der Vereinten Nationen am Samstag in Doha im Golfstaat Katar bekannt. Deutschland hatte die im Jahr 822 gegründete Benediktinerabtei nominiert. Das Westwerk verbinde auf herausragende Weise die karolingische Architektur mit antiken Vorbildern zu einem Kunstwerk, teilte die deutsche Unesco-Kommission mit. 

Zudem habe die Reichsabtei im damaligen Frankenreich als geistiges, religiöses und politisches Zentrum eine entscheidende Rolle in Europa gespielt.

 

«Damit steht Corvey in einer Reihe mit den Pyramiden von Gizeh, dem antiken Pompeji und dem Kölner Dom - als erste Kulturstätte Westfalens», jubelte der Landrat des Kreises Höxter, Friedhelm Spieker. Die Anlage stand seit 1999 auf der Warteliste für Welterbestätten der deutschen Unesco-Kommission. Das unmittelbar an der Weser gelegene Kloster Corvey geht auf eine Gründung Ludwigs des Frommen (778-840) zurück, eines Sohns Karls des Großen, der mit dem Reichskloster den Anspruch über das eroberte Sachsenland festigen wollte.

 

Viktor Herzog von Ratibor, Besitzer der Anlage, bezeichnete die Ernennung am Samstag als «eine Bestätigung für den außergewöhnlichen universellen Wert von Corvey». Seine Familie sehe den Welterbetitel als Verpflichtung und Aufgabe, ihre Anstrengungen zum Erhalt fortzuführen, sagte von Ratibor in Doha. Auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) frohlockte: «Mit der Auszeichnung des Klosters wird die reiche Kulturlandschaft Westfalens noch mehr internationale Aufmerksamkeit bekommen», sagte sie in einer Grußbotschaft.

 

Birgitta Ringbeck, für das Auswärtige Amt offizielle Vertreterin Deutschlands im Welterbekomitee, nannte die Entscheidung «wunderbar». Ex-Bundesminister Klaus Töpfer, Ehrenbürger von Höxter, sprach von einer «fantastischen Vorlage, um die Region insgesamt stärker in den Mittelpunkt der nationalen und internationalen Betrachtung zu bringen». Der Titel Weltkulturerbe sei eine außerordentlich wichtige Größe zur Profilierung einer Region.

 

Das Kloster Corvey gehörte mit seiner Schule und Bibliothek im Mittelalter zu den wichtigsten Vermittlern der christlichen Kultur. Das Westwerk, ein der Basilika vorgesetzter Kirchenraum aus rotem Bruchsteinmauerwerk mit zwei Fassadentürmen und einem zentralen mittleren Turm, wurde zwischen 873 und 885 gebaut. Es blieb trotz mehrerer Umbaumaßnahmen im Wesentlichen erhalten.

 

Daneben bestimmte das Unesco-Welterbekomitee auch das Fabrikgebäude Van Nelle im niederländischen Rotterdam, die Seiden-Fabrik in Tomioka in Japan, die Zitadelle von Arbil im Irak, das historische Dschidda in Saudi-Arabien sowie die alte Maya-Stadt Calakmul und den angrenzenden Regenwald auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán zum Weltkulturerbe. Zudem haben Deutschland, Dänemark und die Niederlande die Erweiterung des grenzüberschreitenden Weltnaturerbes Wattenmeer beantragt. Das Gebiet ist bereits seit 2009 auf der Liste.

 

Insgesamt gibt es fast 1000 Welterbestätten, in Deutschland sind es nun 39. Zuletzt war für die Bundesrepublik der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel aufgenommen worden. Auf der Warteliste stehen unter anderem die Speicherstadt in Hamburg und das Heidelberger Schloss.

 

Die nächste Tagung des Unesco-Welterbekomitees ist 2015 in Bonn geplant. (DPA)

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